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Weltfrauentag: Bereits Mädchen leisten mehr für Familie und Haushalt als Buben
Weltfrauentag: Bereits Mädchen leisten mehr für Familie und Haushalt als Buben
Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März hat das Momentum Institut analysiert, wie die unbezahlte Arbeit zwischen den Geschlechtern bei Kindern und Jugendlichen sowie bei Senior:innen aufgeteilt ist. Schon bei den 10-14-Jährigen leisten Mädchen um 31 Prozent mehr Care-Arbeit als die Buben, bei den Jugendlichen ist es sogar um die Hälfte (49 Prozent) mehr. In der Gruppe der 60-74-Jährigen, stemmen die Frauen immer noch 40 Prozent mehr Care-Arbeit.
“Frauen leisten mehr. Egal ob am Anfang ihres Lebens, in der Mitte oder zum Lebensabend. Die Weichen dafür werden schon im frühen Kindesalter gestellt”, erläutert Katharina Mader, Chefökonomin am Momentum Institut. Am größten ist die Lücke bei der unbezahlten Arbeit zwischen den Geschlechtern, im Mutterschaftsalter – hier übernehmen Frauen 130 Prozent mehr Arbeit als Männer. Aber auch zur Zeit des Pensionseintritts (60 – 64 Jahre) machen Seniorinnen 73 Prozent mehr unbezahlte Arbeit als das männliche Pendant.
Bereits bei Kindern Gender Care Gap von 31 Prozent
Bei Kindern gilt all das nicht, was uns sonst jedes Jahr als vermeintliche Erklärung für die Geschlechter-Ungleichheit vorgesetzt wird: ‘Frauen machen mehr Sorgearbeit, weil sie arbeiten ja nur Teilzeit und sind Mütter’. Trotzdem sehen wir schon bei Mädchen, dass sie knapp ein Drittel mehr Sorgearbeit übernehmen als Buben. “Die einzige Erklärung, die für die ungleiche Aufteilung der Sorgearbeit bei Kindern übrigbleibt: Veraltete und einzementierte Rollenbilder der Geschlechter, die es endlich aufzubrechen gilt”, so Mader. Bei den Jugendlichen steigt die ungleiche Aufteilung der Sorgearbeit noch weiter: Mädchen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren machen jeden Tag fast um die Hälfte (49 Prozent) mehr Sorgearbeit als Burschen.
Tätigkeiten folgen den traditionellen Rollenbildern
Ein Blick auf die verrichteten Tätigkeiten von Kindern und Jugendlichen zeigt: Das traditionelle Rollenbild „Hausarbeit und Kinder sind Frauensache“ wird wohl immer noch gelebt. Bei den 10 bis 14-jährigen Buben und Mädchen ist die Aufteilung von unbezahlter Haus- und Care-Arbeit bereits eindeutig: Buben erledigen eher die Gartenarbeit, versorgen Nutztiere und gehen mit dem Hund spazieren. Mädchen verbringen deutlich mehr Zeit mit häuslichen Care-Tätigkeiten wie Aufräumen und Putzen, Kochen und Geschirr abwaschen oder Einkaufen.
Bei den 15-19-Jährigen beschränken sich die Tätigkeiten, bei denen männliche Jugendliche mehr übernehmen, auf „Outdoor-Tätigkeiten“ wie Gartenarbeit, kleinere Reparaturen im Haus oder in der Wohnung und Gassi gehen mit dem Hund. Selbst wenn sie die Betreuung von Kindern im Haushalt – in den meisten Fällen also jüngere Geschwister – übernehmen, dann ist es die Tätigkeit „mit dem Kind lesen, spielen und reden“. Im Vergleich übernehmen weibliche Jugendliche dieser Altersgruppe bereits Wege für die Kinderbetreuung und die Versorgung und Beaufsichtigung des Kindes. Sie bringen also zum Beispiel ihre jüngeren Geschwister in den Kindergarten oder passen nachmittags oder abends auf sie auf. Weibliche Jugendliche verbringen auch weitaus mehr Zeit damit, andere Haushalte zu unterstützen als männliche Jugendliche. Die meiste Zeit verbringen sie allerdings wiederum mit typisch häuslichen Care-Tätigkeiten wie Kochen, Einkaufen, Aufräumen und Ordnen, Geschirr abwaschen, Wäsche waschen und Bügeln. In beiden Altersgruppen gibt es außerdem viel weniger Tätigkeiten, mit denen Buben insgesamt mehr Zeit verbringen als Mädchen (der Gender Care Gap also negativ ist).
Großeltern-Gap klafft bei Prozent
Wenn Kinder Kinder bekommen, dann kommt die Oma zum Handkuss. Bei der Kategorie „Care-Arbeit für einen anderen Haushalt“ liegt der Gender Care Gap bei 30 Prozent. Vor allem die Kinderbetreuung als Unterstützung für einen anderen Haushalt ist durchgehend weiblich geprägt. Das heißt: Es sind die Omas, die sich um die Enkelkinder kümmern. Auch bei der Pflege bzw. Hilfeleistung für Erwachsene in einem anderen Haushalt – zum Beispiel die Pflege der eigenen Eltern – sind es Frauen, die diese Tätigkeit überwiegend ausüben.
“Die Analyse der Kinder und Jugendlichen zeigt uns, wollen wir die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern tatsächlich aufbrechen, ist es zentral auch bei den Rollenbildern anzusetzen, damit schon Kinder sehen, es ist eben nicht selbstverständlich, dass sich die Mama um ‘alles’ kümmert, das mit Kindern oder Haushalt zu tun hat und der Papa macht hauptsächlich Handwerkliches”, so Mader abschließend.
Damit dies gelingen kann, empfiehlt das Momentum Institut eine verpflichtende Väterkarenz und eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. Gehen Väter in Karenz, leisten sie auch später nach der Rückkehr ins Berufsleben mehr unbezahlte Arbeit und verbringen mehr Zeit mit ihren Kindern. Verkürzen wir generell die Arbeitszeit, bleibt Männern mehr Zeit für unbezahlte Arbeit. Das ermöglicht es Frauen, mehr Stunden bezahlt zu arbeiten. Das wiederum fördert die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen und verringert ihr späteres Risiko in Altersarmut zu landen.
Weitere Grafiken und Informationen zu unserer Analyse gibt es auf unserer Website.