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KORREKTUR: Teuerung: Österreich hat ein Mietpreisproblem – Befristungen verdoppelt

KORREKTUR: DER TITEL IN DER ERSTEN GRAFIK WURDE KORRIGIERTDie Mieten in Österreich stiegen mehr als dreimal so stark wie in Deutschland, wie eine Analyse des Momentum Instituts zeigt. Die Kurven der beiden Länder laufen seit Jahren auseinander – seit Beginn der Hochinflationsphase 2022 noch drastischer. Weiters verschiebt sich die Tendenz immer mehr hin zur befristeten Vermietung von Wohnraum – das befeuert die prekäre Situation für Mietende weiter. Die Denkfabrik empfiehlt Wohnraum nur noch in konkreten Situationen – etwa bei Eigenbedarf oder Sanierung – befristet zu vermieten und bei der Mietpreisbremse noch nachzujustieren.

Mieten in Österreich wurden deutlich stärker erhöht als in Deutschland. Mietanstieg seit 2005. In Österreich beträgt der Anstieg 108 Prozent, in Deutschland nur 34 Prozent.

Während Vermietende den Mietzins im Schnitt hierzulande seit 2005 um 108 Prozent erhöht haben, liegt der Anstieg in Deutschland lediglich bei 34 Prozent. Besonders kritisch ist das deshalb, weil die vermögensärmere Hälfte der Bevölkerung fast ausschließlich zur Miete wohnt und damit keinerlei Ausweichmöglichkeiten hat. “Österreich hat ein Mietsystem gebaut, das in Krisen automatisch zur Belastung für jene wird, die am wenigsten haben. Das ist kein Naturgesetz, sondern eine politische Entscheidung“, erläutert Leonard Jüngling, Wohnexperte am Momentum Institut.

Zwar hat die Regierung mit dem Mietpreispaket erste, wichtige Schritte in die richtige Richtung gesetzt, damit friert sie aber das Mietpreisproblem nur vorübergehend ein. Die jährlichen Mieterhöhungen sollten bei maximal 2 Prozent für alle Mietsegmente liegen. Die aktuelle Ausgestaltung im ungeschützten Segment, dass Mietende bei einer Inflationsrate über 3 Prozent immer noch einer Mieterhöhung über die 3 Prozent plus der Hälfte des darüber liegenden Werts der Teuerungsrate ausgeliefert sind, ist überbordend und schützt nicht ausreichend.

Befristete Mietverhältnisse nehmen massiv zu

Die zweite Entwicklung, die die Lage zuspitzt, zeigt die Analyse des Anteils befristeter Mietverhältnisse am Mietmarkt. Befristungen haben sich in den vergangenen 20 Jahren beinahe verdoppelt. Waren 2005 nur 21 Prozent der Mieten befristet, sind es 2025 bereits 49 Prozent. Damit ist heute fast jede zweite private Hauptmiete nur noch befristet. Unbefristete Verträge – früher der Normalfall – sind zur Ausnahme geworden.

Befristungsanteil bei privater Hauptmiete mehr als verdoppelt in 20 Jahren. Die Grafik zeigt den Anteil von befristeten privaten Hauptmieten im Jahr 2005 und 2025. 2005 betrug der Anteil noch 21 Prozent, 2025 bereits 49 Prozent.

„Befristungen ermöglichen häufige Mieterhöhungen sowie damit einhergehend Mieter:innenwechsel. Das schwächt die Verhandlungsmacht der Mietenden zugunsten der Vermietenden“, gibt Jüngling weiter zu bedenken. Besonders problematisch: Viele Befristungen entstehen ohne objektive Notwendigkeit. In der Praxis dienen sie oft dazu, höhere Mietpreise durchzusetzen. „Befristungen sollten die Ausnahme sein – heute sind sie zum Geschäftsmodell geworden. Das öffnet Preissprüngen Tür und Tor. Befristete Mietverhältnisse sollten nur dort möglich sein, wo ein klarer Grund besteht – etwa bei tatsächlichem Eigenbedarf oder bevorstehenden Sanierungen. Alles andere ist eine Einladung zu Preissteigerungen zulasten der Mieter:innen“, so Jüngling. Wenn ein angekündigter Eigenbedarf nicht eintritt, sollte die Wohnung automatisch unbefristet weitervermietet werden.

Um ein Mietsystem zu erzielen das schützt und nicht belastet, empfiehlt das Momentum Institut einerseits die maximalen Mietzinsanpassungen in allen Segmenten auf 2 Prozent zu begrenzen und eine befristete Vermietung nur noch bei tatsächlichem Bedarf zu ermöglichen.