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Tag der Armut: Armut steigt 2024 weiter an
Tag der Armut: Armut steigt 2024 weiter an
Zum Tag der Armut hat das Momentum Institut die Armutsgefährdung und die Einkommensungleichheit in Österreich analysiert. In den letzten fünf Jahren stieg sowohl die Einkommensungleichheit als auch die materielle Deprivation, sowie die Armutsgefährdung. 2024 wird sich die Situation noch weiter verschärfen.
Während 2019 das einkommensreichste Fünftel der Menschen in Österreich ein 4,2-mal so hohes Einkommen wie das ärmste hatte, ist es 2024 laut WIFO-Prognose bereits 4,5-mal so viel. Die Armutsgefährdungsquote – sprich der Anteil der Armutsgefährdeten an der Gesamtbevölkerung – stieg von 13,3 Prozent 2019 auf 14,9 Prozent 2023 an. Für heuer rechnet das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO mit einem weiteren Anstieg auf 15,4 Prozent bzw. um 44.899 Personen. Von 2019 auf 2024 entspricht das insgesamt einem ein Anstieg der Armutsgefährdungsquote von 2,4 Prozentpunkte bzw. 221.899 Menschen.
Auch die Anzahl der materiell deprivierten Personen stieg von 2019 bis 2023 um einen ganzen Prozentpunkt auf 3,7 Prozent an (336.000 Personen). Somit sind um 100.000 mehr Menschen arm (erheblich materiell depriviert) als noch vor fünf Jahren. Gleichzeitig stieg die Ungleichheit bei den Einkommen an. Das Fünftel der Haushalte mit den höchsten Einkommen erzielte 2019 4,2-mal so hohe Einkommen wie das Fünftel mit den niedrigsten Einkommen. Die Schere wird 2024 bereits auf 4,5-mal so hohe Einkommen ansteigen. „Für die abgelaufene Legislaturperiode plante die Bundesregierung die Armut zu halbieren. Eingetreten ist das Gegenteil. Die Armut ist gestiegen, während die österreichische Gesellschaft ungleicher geworden ist”, resümiert Sophie Achleitner, Armuts-Expertin am Momentum Institut.
Vulnerable Gruppen besonders stark betroffen
Besonders schwierig ist die Lage für vulnerable Gruppen – darunter Arbeitslose, Alleinerziehende, Mieter:innen, Menschen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft, Mehrkindhaushalte sowie Kinder und Pensionist:innen. Am höchsten ist die Armutsgefährdung weiterhin bei Erwerbsarbeitslosen: Knapp einer von zwei Arbeitslosen (49 Prozent), die über ein halbes Jahr nach Erwerbsarbeit suchen, ist selbst nach Sozialleistungen noch armutsgefährdet. Unter den Alleinerzieher:innen, die zum Großteil Frauen sind, sind über vier von zehn Haushalte armutsgefährdet (41 Prozent). Ein gutes Drittel der Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft (34 Prozent) sowie knapp ein Drittel der Mehrkindhaushalte mit zumindest drei Kindern (31 Prozent) sind ebenso gefährdet, in Armut abzurutschen. Mehr als jede:r vierte Mieter:in (27 Prozent), jedes fünfte Kind (20 Prozent) und knapp jede:r siebente Pensionist:in (16 Prozent) müssen ebenso mit einem Einkommen auskommen, das unter der Armutsgefährdungsschwelle liegt.
Die Armutsgefährdung hat seit 2019 für alle diese Gruppen deutlich stärker (von 4 bis 11 Prozentpunkte) im Vergleich zum Gesamtdurchschnitt zugenommen. Am stärksten hat sich das Armutsgefährdungsrisiko für Mehrkindhaushalte mit mindestens drei Kindern (+11 Prozentpunkte), Alleinerzieher:innen (+9 Prozentpunkte) und Erwerbsarbeitslose (+8 Prozentpunkte) erhöht. Für Kinder (+5 Prozentpunkte) stieg die Armutsgefährdung etwas stärker an als für Pensionist:innen, Nicht-Österreicher:innen, und Mieter:innen (je 4 Prozentpunkte).
“Der österreichische Sozialstaat bewahrt viele Menschen vor der Gefahr, in Armut abzurutschen. Doch es gibt noch zu viele Löcher im sozialen Netz. Das haben die Teuerung und die steigende Arbeitslosigkeit wieder deutlich gemacht. Die nächste Regierung muss die Löcher stopfen”, so Achleitner abschließend.
Das Momentum Institut empfiehlt die Sozialleistungen über die Armutsgefährdungsschwelle zu heben. Arbeitslosengeld und Notstandshilfe sollten außerdem ebenfalls – wie alle anderen Sozialleistungen auch – erhöht werden und mit der Teuerung mitwachsen. Um Kinderarmut in Österreich endlich abzuschaffen, braucht es eine Kindergrundsicherung. Sachleistungen wie Mittagessen in der Schule und Nachmittagsbetreuung müssen ausgebaut werden.