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Private Vermögen wachsen schneller als Staatsschulden

Die privaten Vermögen in Österreich steigen deutlich schneller als die Staatsverschuldung. Seit 2020 legten die Staatsschulden pro Einwohner:in netto um 3.670 Euro zu, während das Netto-Finanzvermögen der privaten Haushalte und Unternehmen gleichzeitig um 10.419 Euro pro Kopf anstieg. Das Momentum Institut empfiehlt mehr vermögensbezogene Steuern für die Budgetsanierung.

Die Finanzvermögen der Haushalte und Unternehmen stiegen stärker als der Wert der Staatsschulden. Die Grafik zeigt die Entwicklung der Vermögen von Haushalten & Unternehmen, Personen aus dem Ausland, und dem Vermögen des Staats seit 2000.

Haushalte und Unternehmen besitzen immer mehr Geld. Allein in den letzten fünf Jahren stieg der Wert des privaten Finanzvermögens (abzüglich Finanzschulden) stark an, von 27.653 Euro auf 38.072 pro Kopf. Die staatlichen Finanzschulden (abzüglich staatlichen Finanzvermögens) stiegen hingegen nur leicht von 21.729 auf 25.399. Das zeigt eine Auswertung des Netto-Finanzvermögens in Österreich auf Basis von Zahlen der Europäischen Kommission.

Im langfristigen Vergleich verstärkt sich die Tendenz: Das private Finanzvermögen pro Einwohner:in hat sich in den letzten 25 Jahren nahezu versiebenfacht. Die staatlichen Schulden stiegen im letzten Vierteljahrhundert nur auf knapp das Dreifache. Das private Netto-Finanzvermögen pro Einwohner:in stieg von 5.456 Euro Anfang 2000 auf zuletzt 38.072 Euro an (Anfang 2025). Währenddessen stieg der Wert der staatlichen Finanzschulden im gleichen Zeitraum netto weniger stark an von 8.773 Euro pro Einwohner:in auf 25.399 Euro.

Vermögen in den Händen weniger

Die reichsten 10 Prozent besitzen 60 Prozent des Finanzvermögens. Die Grafik zeigt jeweils welchen Anteil die Ärmsten 50 Prozent, die mittleren 40 Prozent und die reichsten 10 Prozent nach Vermögen an der Bevölkerung haben und welchen Anteil sie am Finanzvermögen halten.

Großes Finanzvermögen ist nicht gleichmäßig unter allen Menschen in Österreich verteilt, sondern in den Händen von wenigen konzentriert. Die Distributional Wealth Accounts der Europäischen Zentralbank (EZB) machen die Konzentration deutlich: die reichsten 10 Prozent besitzen 60 Prozent des Finanzvermögens, die untere Vermögenshälfte nur 11 Prozent. Diese Verteilung ist seit Beginn der Vermögenserhebungen im Jahr 2010 unverändert, auch damals war der Anteil der reichsten 10 Prozent bei 60 Prozent, jener der unteren Vermögenshälfte lediglich bei 9 Prozent. Laut Global Wealth Report der BCG kontrollieren die reichsten 400 Personen in Österreich – gerade einmal 0,01 Prozent der Bevölkerung – sogar mehr als ein Drittel (36 Prozent) des gesamten Finanzvermögens, während 80 Prozent der Bevölkerung – mehr als 7 Millionen Menschen - zusammen mit 33 Prozent in etwa genauso viel besitzen.

„Die finanziellen Gewinner der letzten Jahrzehnte sind die reichsten Haushalte“, sagt Barbara Schuster, stellvertretende Chefökonomin am Momentum Institut. „Wenn der Staat Schulden aufnimmt, profitieren vor allem jene, die bereits über hohes Finanzvermögen verfügen. Sie kassieren auch die Zinsen. Es ist daher nur sinnvoll, dass sie mehr zur Budgetsanierung beitragen.“

Deshalb empfiehlt das Momentum Institut die Wiedereinführung der Vermögensteuer sowie Erbschafts- und Schenkungssteuern. Auch eine höhere Kapitalertragsteuer kann einen Teil der Vermögensgewinne abschöpfen. Im Sparpaket 2016 wurde die Kapitalertragsteuer auf Kursgewinne von Aktien, Anleihen, sowie auf Dividenden von 25 auf 27,5 Prozent erhöht.

 

Erläuterungen:
Nettofinanzvermögen bezeichnet den Wert von finanziellen Vermögenswerten minus der Schulden. Zum Finanzvermögen zählen unter anderem Bargeld, Kontoguthaben, Aktien, Anleihen und Gold. Nicht dazu zählt Sachvermögen wie Immobilien oder Fabriken. Finanzschulden entstehen durch Kredite und Anleihen.

Die Differenz zwischen privatem und staatlichem Finanzvermögen entsteht durch das Ausland. Hatten Ausländer:innen 2000 noch mehr Finanzvermögen in Österreich als Österreicher:innen im Ausland, hat sich das inzwischen umgekehrt. Heute besitzen Österreicher:innen deutlich mehr Finanzvermögen im Ausland.