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Preisanstieg deutlich über Inflation bei Merkmalen für absolute Armut
Preisanstieg deutlich über Inflation bei Merkmalen für absolute Armut
336.000 Menschen waren vergangenes Jahr von absoluter Armut betroffen. Ein Höchstwert, wie die Veröffentlichung der EU-SILC Daten vergangene Woche offenbart. Das Momentum Institut hat analysiert, wie stark die Preise von Anschaffungen und Aktivitäten gestiegen sind, die zur Einordnung als “erheblich materiell und sozial benachteiligt” herangezogen werden. Bei den Konsum-Merkmalen stiegen die Preise bis zu 18,8 Prozent und somit weit über der Jahresinflation von März 2023 bis März 2024 von 4,1 Prozent.
Als erheblich materiell und sozial benachteiligt gilt laut EU-Definition, wer sich mindestens sieben von 13 Merkmalen und Aktivitäten des täglichen Lebens nicht leisten kann. Waren 2022 mit 201.000 Personen noch 2,3 Prozent der Menschen im Land erheblich materiell und sozial benachteiligt, waren es ein Jahr später bereits 336.000 Menschen (3,7 Prozent). Ein Anstieg von über 60 Prozent in nur einem Jahr.
”Untersucht man nun jene Ausgaben, die zur Bestimmung herangezogen werden, ob jemand als absolut arm gilt, sehen wir, dass die Ausgaben in etlichen Rubriken um ein Vielfaches teurer geworden sind als die Inflation im Vergleich zum Vorjahresmonat selbst mit 4,1 Prozent. Kartoffeln etwa sind 18,8 Prozent teurer als vergangenes Jahr”, erläutert Leonard Jüngling, Inflationsexperte am Momentum Institut. Auch andere Grundlebensmittel stiegen weit über die Inflationsrate hinaus, etwa Reis (+ 9,8 %), Fisch (9,6 %) oder Speisefette und -öle (6,5 %).
Den zweitgrößten Preisanstieg zeigen die Daten bei dem Merkmal “Einmal pro Jahr auf Urlaub fahren”. Die Kosten für Paulschalreisen stiegen mit 12,9 Prozent mehr als das Dreifache der Inflationsrate. Auch die Preise für Übernachtungen im Hotel und auf Campingplätzen stiegen um 6,9 Prozent. Die Mieten stiegen im Schnitt mit 8,5 Prozent doppelt so stark wie die Teuerung.
Weniger stark als die Inflation stiegen die Preise für Freizeitaktivitäten (3,4 %), Kosten für Internet (2,4 Prozent) oder der Kauf eines Autos (- 1,9 Prozent). Auch tritt der langersehnte Rückgang der Energiepreise (- 2,4 %) in Österreich endlich ein, nachdem sie lange Zeit selbst im EU-Vergleich überdurchschnittlich hoch waren.
“Gerade die einkommensärmsten Personen müssen ausreichend genug vor der Rekordteuerung geschützt werden. Selbst nach dem Erhalt von Sozialleistungen leben hunderttausende Menschen in Armut. Die Analyse der Preisanstiege und der enorme Anstieg erheblich materiell und sozial benachteiligter Personen von 60 Prozent macht deutlich, dass die Regierung ihre Existenz nicht ausreichend geschützt hat”, so Jüngling abschließend.
Das Momentum Institut empfiehlt sämtliche Sozialleistungen armutsfest zu machen und über die Armutsgefährdungsschwelle zu heben. Der Bezug der Mindestsicherung einer alleinstehenden Person liegt etwa um 518 Euro pro Monat unter der Armutsgefährdungsschwelle von 1.572 Euro. Einer Mindestpensionist:in fehlen 218 Euro monatlich um diese Armutsgrenze überhaupt zu erreichen. Weiters sollte die Mietpreisbremse auch für private Mieten gelten und rückwirkend die Erhöhungen von 2022 und 2023 revidieren, da die Miete gerade für einkommensärmere Personen eine der finanziellen Hauptbelastungen darstellt.