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Pensionen: Reformen zur Verbesserung des Systems
Die Gutachten der Alterssicherungskommission zeigen, dass das Pensionssystem langfristig finanziell stabil bleibt. Die Kosten werden in den nächsten Jahren jedoch vorübergehend durch die Pensionierung der geburtenstarken Babyboomer-Generation steigen. Das österreichische Pensionssystem gewährt im internationalen Vergleich eine gute Absicherung im Alter. Dennoch gibt es Stellschrauben, die das System entlasten und zukunftsfitter machen können. Das Momentum Institut diskutiert in seiner neuen Publikation Reformoptionen, um das System nachhaltig zu verbessern.
Pensionen: Reformen zur Verbesserung des Systems
Die Gutachten der Alterssicherungskommission zeigen, dass das Pensionssystem langfristig finanziell stabil bleibt. Die Kosten werden in den nächsten Jahren jedoch vorübergehend durch die Pensionierung der geburtenstarken Babyboomer-Generation steigen. Das österreichische Pensionssystem gewährt im internationalen Vergleich eine gute Absicherung im Alter. Dennoch gibt es Stellschrauben, die das System entlasten und zukunftsfitter machen können. Das Momentum Institut diskutiert in seiner neuen Publikation Reformoptionen, um das System nachhaltig zu verbessern.
/ Altersgerechte Arbeitsplätze schaffen
Zwar steigen die Erwerbstätigenquoten der über 55-Jährigen in Österreich seit beinahe 30 Jahren kontinuierlich, dennoch zeigen die Daten in jenen Altersgruppen kurz vor dem gesetzlichen Pensionsantritt (zwischen 55 und 64 Jahren) die höchste Arbeitslosenquote aller Alterskohorten. Sieben Prozent der Frauen zwischen 55 und 59 Jahren waren 2023 arbeitslos, bei Männern zwischen 60 und 64 Jahren waren es sogar rund 12 Prozent. 2022 war fast ein Drittel der Menschen in Österreich nicht erwerbstätig, bevor sie in Pension gingen.
Die Prognosen des aktuellen Langfristgutachtens der Alterungssicherungskommission zeigen, dass die Senkung der Arbeitslosigkeit von älteren Arbeitnehmer:innen, die kurz vor der Pension stehen, zu enormen Einsparungen im Pensionssystem führen kann. Bis 2040 könnten dadurch jährlich etwa 1,5 Milliarden Euro eingespart werden, kumuliert sind das 30 Milliarden Euro bis zum Ende der Hochphase des demographischen Wandels – der Pensionierungswellen der Baby-Boomer-Generation.
“Das Gutachten der Alterssicherungskommission offenbart erneut das enorme Einsparungspotenzial, das in der höheren Beschäftigung von Älteren vor dem Pensionsantritt schlummert. Auch hinsichtlich der prekären budgetären Lage darf die Politik auf derartige ‘tiefhängende Früchte’ keineswegs verzichten. Nun müssen Maßnahmen geschnürt werden, die Älteren die Teilhabe am Arbeitsmarkt wesentlich erleichtern und sie nicht weiter aus der Beschäftigung rausdrängen”, empfiehlt Sophie Achleitner, Ökonomin am Momentum Institut.
/ Beschäftigungs-Beitrag als Anreiz zur Beschäftigung über 60-Jähriger
Internationale Studien zeigen: Schon ab 40 Jahren beginnt die Abneigung von Unternehmen gegen Arbeitssuchende. Jobchancen sinken rapide ab dem 60. Lebensjahr. Damit Unternehmen ihre altersdiskriminierende Einstellungspraxis beenden, muss sich die Kultur wandeln. Ein Beschäftigungs-Beitrag, ähnlich dem System der Ausgleichzahlungstaxe für begünstigte Behinderte, kann dabei helfen. Ab einer bestimmten Unternehmensgröße wäre ab 24 Beschäftigten (Vollzeitäquivalent) eine Person über 60 Jahre anzustellen. Bei Nichteinhaltung und der Überschreitung einer einjährigen Frist, um dieser Besetzung nachzukommen, werden Zahlungen fällig - gestaffelt nach Unternehmensgröße und Dauer. Erfüllen Unternehmen die Quote, winkt ein Bonus mittels reduzierter Pensionsversicherungsbeiträge. Für die öffentliche Hand wäre dieses System kostenneutral.
/ Teilpension einführen
In einigen europäischen Ländern besteht die Möglichkeit einer Teilpensionierung. Dieses Modell ermöglicht es Arbeitnehmer:innen ab einem bestimmten Alter, ihre Arbeitszeit zu reduzieren und den damit verbundenen Einkommensverlust durch frühzeitige Pensionszahlungen auszugleichen. Zusätzlich zur Altersteilzeit kann ein Teilpensionssystem nach dem gesetzlichen Pensionsantrittsalter wirksam werden.
In Deutschland, Frankreich oder Dänemark etwa kann man die Teilpension über das gesetzliche Pensionsantrittsalter hinaus fortzuführen. Gleichzeitig wird weiterhin in die Pensionsversicherung einbezahlt, sodass keine Nachteile entstehen. Im Gegenteil: Ein aufgeschobener vollständiger Pensionsantritt mittels Teilpension wird häufig mit einem Bonus auf die Pensionsansprüche belohnt.
/ Bedarf und Höhe der Inflationsanpassung bei Doppelpensionen prüfen
In Österreich werden die Pensionszahlungen meist sozial gestaffelt an die Inflation angepasst: Niedrigere Pensionsbezüge werden stärker angepasst als hohe. Bevor niedrige Bezüge von Bezieher:innen einer Doppelpension (aufgrund eines zusätzlichen Pensionsbezugs aus dem Ausland) angepasst werden, sollte geprüft werden, wie hoch das gesamte Pensionseinkommen ausfällt, um den tatsächlichen Bedarf auszumachen. Indem kleine Pensionen nur mehr dann stärker erhöht werden, wenn die gesamte Pension (in- und ausländisch zusammen) unter dem Schwellenwert für eine stärkere Pensionserhöhung bleibt, könnte sich die öffentliche Hand einiges an Geld sparen.
/ Öffentliche Förderung von Privatpensionen streichen
Private Pensionen und Betriebspensionen sind steuerlich stark gefördert. Das WIFO berechnete für 2015 staatliche Förderkosten in Höhe von 1,6 Milliarden Euro. Private und betriebliche Pensionen sind aber eine Vorsorge, die tendenziell Besserverdiener:innen vorbehalten ist. Sie haben genug Einkommen, um privat anzusparen. Gering- und Durchschnittsverdiener:innen sind meist ausschließlich auf ihre staatlichen Pensionen angewiesen. “Jeder Euro ist daher im staatlichen Pensionssystem besser aufgehoben als bei privaten Versicherungen, die den Versicherten außerdem mit ihrem hohem Verwaltungsaufwand teurer kommen”, so Achleitner weiter.
Abgesehen davon haben private Pensionsprodukte im Durchschnitt zehn Mal so hohe Verwaltungskosten wie das staatliche System. So betragen die Verwaltungskosten im staatlichen Pensionsbereich 0,7 Prozent. Pensionen in überbetrieblichen Pensionskassen verzeichnen mehr als doppelt so hohe Verwaltungskosten mit 1,5 Prozent, während für Lebensversicherungen (private Pensionen) zehn Mal so hohe Kosten mit 7,1 Prozent zu Buche schlagen.