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Neue Studie “Race2Paris” unterstreicht Relevanz von Verkehrssektor für Klimapolitik
Think-Tank-Netzwerk SET-NET veröffentlicht neue Studie über den Verkehrssektor in sieben EU-Mitgliedstaaten sowie auf EU-Ebene
Neue Studie “Race2Paris” unterstreicht Relevanz von Verkehrssektor für Klimapolitik
Think-Tank-Netzwerk SET-NET veröffentlicht neue Studie über den Verkehrssektor in sieben EU-Mitgliedstaaten sowie auf EU-Ebene
Das neu gegründete sozio-ökologische Think-Tank-Netzwerk (SET-NET) präsentiert die erste gemeinsame Studie
SET-NET betont die Notwendigkeit europaweiter Anstrengungen und identifiziert nationale und supranationale Maßnahmen im Verkehrssektor zur Bekämpfung der Erderhitzung
Der Verkehrssektor ist nach wie vor der einzige große Wirtschaftssektor in der EU, in dem die CO2-Emissionen seit 1990 stiegen
In der Studie Race2Paris werden Verkehrssektoren in sieben EU-Mitgliedstaaten sowie auf EU-Ebene analysiert. Die Studie zeigt, wie umfangreich der Wandel hinsichtlich des Verkehrs sein muss, um Klimaziele zu erreichen. Der Übergang von der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu nachhaltigen, emissionsarmen Mobilitätssystemen ist dafür entscheidend. „Angesichts der alarmierenden Entwicklung, dass die Verkehrsemissionen in der EU in diesem Jahr voraussichtlich einen Höchststand von fast 800 Millionen Tonnen CO₂ erreichen werden, brauchen wir Verpflichtungen zu Maßnahmen und Zielen, die bereits vereinbart wurden, und den Mut, im Kampf gegen die Klimakrise mehr zu tun als nur das absolute Minimum“, warnt Moritz Neujeffski, Autor der deutschen und europäischen Fallstudie. Die Bewältigung dieser Herausforderung erfordert massive öffentliche Investitionen, um die Emissionen wirksam zu senken und auf nachhaltige Verkehrspraktiken umzustellen.
Bei der Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens, spielt der Verkehrssektor eine entscheidende Rolle. Die Ergebnisse betonen einerseits die Dringlichkeit von nationalen strategischen Maßnahmen. Denn jedes Land steht vor einzigartigen Herausforderungen, die maßgeschneiderte Lösungen erfordern. Andererseits stehen sie aber auch vor gemeinsamen Problemen wie etwa der unzureichenden Investition in die öffentliche Eisenbahninfrastruktur. Ein weiterer gemeinsamer Nenner aller Länder ist der Aufholbedarf, den Güterverkehr von der Straße auf umweltfreundlichere Schienen zu verlagern.
Von den untersuchten Ländern steht Deutschland vor der doppelten Herausforderung, die Investitionen in den Schienenverkehr zu erhöhen und den Widerstand der mächtigen Autolobby gegen ein Tempolimit auf Autobahnen durchzusetzen sowie die Abkehr von Verbrennungsmotoren herbeizuführen. Auch Österreich und Belgien haben mit den Firmenwagensystemen zu kämpfen, die eine umfassende Reform erfordern, um sie mit den Zielen einer nachhaltigen Mobilität in Einklang zu bringen. In den Niederlanden und der Tschechischen Republik ist unterdessen ein starker Anstieg umweltschädlicher SUVs zu verzeichnen, was die Emissionsprobleme noch weiter verschärft. In den ländlichen Regionen Italiens und Spaniens stellt der Mangel an nachhaltiger Verkehrsinfrastruktur nach wie vor ein erhebliches Hindernis dar.
Eine zentrale Erkenntnis des Berichts ist, dass die Umgestaltung des Verkehrssektors nicht nur für einzelne Länder von entscheidender Bedeutung ist, sondern eine kollektive Notwendigkeit für die EU als Ganzes darstellt. „Insbesondere für Österreich, wo FPÖ und ÖVP wahrscheinlich eine Koalition bilden werden und bereits radikale Kürzungen bei Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimaerhitzung als Teil eines Sparpakets vorgelegt haben, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die EU einen wirksamen und damit verbindlichen klimapolitischen Rahmen für ihre Mitgliedstaaten festlegt“, empfiehlt Barbara Schuster, Autorin der österreichischen Fallstudie.
Die Studie legt nahe, dass der Erfolg von Klimaschutzmaßnahmen von der Abstimmung politischer Maßnahmen, öffentlicher Investitionen und der Zusammenarbeit mit der Industrie abhängt. Ein Bekenntnis zu maßgeschneiderten Strategien, beträchtlichen finanziellen Investitionen und grenzüberschreitender Zusammenarbeit ist notwendig, um den Weg für eine nachhaltige und umweltbewusste Zukunft zu ebnen. "Uns läuft die Zeit davon. Die im Pariser Abkommen festgelegten Ziele sind nicht mehr innerhalb des festgelegten Zeithorizonts erreichbar, was durch den Rückzug Trumps noch verstärkt wird. Klimaforscher:innen warnen uns jedoch, dass jedes Zehntelgrad zählt. Daher ist es wichtiger denn je, den Kampf gegen die Klimaerwärmung fortzusetzen – insbesondere der Verkehr als einer der Hauptverursacher von Emissionen muss angepasst werden. Durch den Europäische Green Deal kann das erforderliche Reduktionsausmaß zwar nicht erreicht werden, dennoch müssen die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten daran festhalten wozu sie sich verpflichtet haben und ihre Klimapolitik erweitern und verbessern, um ausreichend effektiv zu sein“, schließt Alessandro Montebugnoli, Mitautor der italienischen Fallstudie.
Die folgenden Empfehlungen ergeben sich aus der Analyse der sieben Länder und der breiteren EU-Ebene:
Kostenloser öffentlicher Nahverkehr für alle. Um die Zugänglichkeit des öffentlichen Nahverkehrs zu verbessern, ist es von entscheidender Bedeutung, vorübergehende Kostensenkungsmaßnahmen dauerhaft zu machen, insbesondere angesichts der Krise der Lebenshaltungskosten. Die Gewährleistung erschwinglicher Optionen für arme und junge Menschen trägt zu einer stärkeren Nutzung und einer geringeren Abhängigkeit von Privatfahrzeugen bei.
Europäischer Investitionsplan für den Verkehrssektor. Die Umsetzung einer finanzstarken Investitionsinitiative auf europäischer Ebene ist unerlässlich, um die Eisenbahninfrastruktur in allen Mitgliedstaaten zu revitalisieren. Dieser umfassende Ansatz verbessert nicht nur die zwischenstaatliche Verbindung, sondern fördert gleichzeitig umweltfreundliche Verkehrsformen.
Förderung von Nachtzügen. Eine grundlegende Änderung der Gesetzgebung für internationale Zugreisen ist notwendig. Nachtzüge müssen als praktikable und attraktive Alternative zu Flügen etabliert werden. Diese Initiative steht im Einklang mit dem übergeordneten Ziel, die mit dem Flugverkehr verbundenen CO2-Emissionen zu reduzieren und nachhaltige Transportmöglichkeiten zu fördern.
Privatisierungs-Stopp der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur. Um einer weiteren Privatisierung und Liberalisierung der Eisenbahn- und öffentlichen Verkehrsinfrastruktur entgegenzuwirken, sind solide Rechtsvorschriften erforderlich. Es sollten strengere Gesetze zum Schutz und zur Verbesserung öffentlicher Alternativen erlassen werden, die eine Kultur fördern, die weniger vom eigenen Auto abhängig ist und nachhaltige, gemeinsam genutzte Verkehrsmittel stärker unterstützt.
SUVs unattraktiv machen. Der Anstieg der SUV-Zulassungen stellt eine unnötige Belastung für das Klima dar. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, bestehende Firmenwagensysteme zu überarbeiten. SUVs sollten nur dann eingesetzt werden, wenn sie für betriebliche Zwecke oder Aktivitäten, die speziell solche Fahrzeuge erfordern, unerlässlich sind. Darüber hinaus sollten die Parkgebühren in Zukunft an das Gewicht und die Größe des Fahrzeugs angepasst werden, um klimafreundlichere Verkehrsmittel zu fördern.
Umsetzung bewährter Verfahren in der Stadtplanung. Um bestehende Stadtplanungsregelungen auf die Förderung umweltfreundlicherer Verkehrsmittel auszurichten, müssen Städte der Entwicklung umfassender öffentlicher Verkehrsnetze und ausgewiesener Fahrradwege Priorität einräumen. Dies beinhaltet die Umverteilung von Straßenraum, um Fußwegen und Fahrradinfrastruktur Vorrang einzuräumen, sowie die Erweiterung der öffentlichen Verkehrsmittel, wodurch die Abhängigkeit von Privatfahrzeugen verringert wird. Darüber hinaus können mehr Grünflächen und die Umsetzung von Stadtpolitiken, die (Elektrofahrzeug-)Carsharing-Systeme fördern, den Umstieg auf nachhaltigere Verkehrsmittel weiter vorantreiben.
Elektroautos als sehr limitierter Lösungsansatz. Elektroautos werden zwar oft als transformative Lösung angesehen, doch es ist wichtig, ihre Auswirkungen kritisch zu bewerten. Dazu gehört die Bewertung der ökologischen und sozialen Auswirkungen des Abbaus von Ressourcen, die für die Produktion von Elektroautos benötigt werden, und die Bekämpfung der Ausbeutung von Arbeitnehmern im globalen Süden. Es ist von entscheidender Bedeutung, nachhaltige und ethische Praktiken in der Elektroautoindustrie zu priorisieren und den öffentlichen Elektroverkehr gegenüber der individuellen Nutzung von Elektroautos zu priorisieren.
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Über das SET-NET
Das sozio-ökologische Think-Tank-Netzwerk (SET-NET) wurde als Reaktion auf die zunehmende soziale Ungleichheit, die sich verschärfende Klimakrise und den Aufstieg populistischer und rechtsextremer Parteien in ganz Europa gegründet. Ziel der sechs Gründungsorganisationen aus ganz Europa ist es einen Beitrag hin zu einem gerechten und ökologisch nachhaltigen Wandel unserer Wirtschaft und Gesellschaft zu leisten. Gründungsorganisationen sind: Corporate Europe Observatory (Belgien), Centro per la Riforma dello Stato (Italien), Fuhem educacíon ecosocial (Spanien), MINERVA progressive denktank (Belgien), Momentum Institut (Österreich) und Transnational Institute – TNI (Niederlande).