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Metaller-KV: Energiepreise belasten Industrie weit stärker als Löhne
Zum heutigen Start der Metaller-KV-Verhandlungen legt das Momentum Institut neue Berechnungen zur Industrieproduktion vor. Das Ergebnis ist eindeutig: Die größten Einbrüche verzeichnen jene Branchen, die besonders energieintensiv produzieren. Branchen, die lohnintensiv sind, schneiden dagegen deutlich besser ab.

Während sich lohnintensive Industrien über die Jahre hinweg vergleichsweise stabil entwickeln, geraten energieintensive und bauwirtschaftsabhängige Sektoren spätestens ab 2023 massiv unter Druck. Der Einbruch verläuft parallel zum Anstieg der Energiepreise, während es keinen Zusammenhang mit den Löhnen gibt.
Die aggregierte Entwicklung seit 2021 unterstreicht diesen Befund. Energieintensive Industrien haben ihre Produktion um 8,2 Prozent zurückgefahren. Von der Bauwirtschaft abhängige Sektoren verzeichnen sogar einen Rückgang von 13,8 Prozent. Dagegen konnten lohnintensive Branchen ihre Produktion im selben Zeitraum um 5,3 Prozent steigern.

„Die Krise der Industrie ist keine Lohnkostenkrise, sondern eine Energiepreiskrise“, betont Oliver Picek, Chefökonom am Momentum Institut. „Hohe Energiekosten drücken auf die Produktion. Löhne dagegen stützen die Nachfrage und stabilisieren die wirtschaftliche Entwicklung.“
Besonders stark eingebrochen sind energieintensive Bereiche wie die Glasindustrie mit minus 18,4 Prozent oder die Papierindustrie mit minus 8,5 Prozent. Deutlich besser stehen hingegen lohnintensive Branchen da: Die pharmazeutische Industrie wuchs seit 2021 um 76,3 Prozent, die Reparatur und Installation von Maschinen um 11 Prozent.

„Die Zahlen zeigen eindeutig: Wer Wettbewerbsfähigkeit sichern will, muss die Energiekosten senken. Lohnzurückhaltung ist keine Lösung, sie würde die Nachfrage zusätzlich schwächen und die Rezession verschärfen. Bei den Löhnen anzusetzen wäre also nicht nur wirkungslos, sondern konjunkturpolitisch kontraproduktiv“, so Picek.
Das Momentum Institut empfiehlt daher, die Industriepolitik konsequent an den tatsächlichen Belastungen auszurichten. Vorrang hat die Senkung der Energiekosten durch den beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien und eine bessere europäische Koordinierung bei der Energiepreisgestaltung. Lohnzurückhaltung wäre der falsche Weg. Sie schwächt die Kaufkraft der Haushalte und verschärft die Rezession. Eine nachhaltige Standortpolitik muss Beschäftigung und Energiepolitik zusammendenken: Nur mit stabiler Nachfrage und leistbaren Energiepreisen bleibt die Industrie wettbewerbsfähig.