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KV-Verhandlungen Sozialwirtschaft & Handel: Reallohnlücke bei Tariflöhnen seit 2021

Die Kollektivvertragsverhandlungen für Handel und Sozialwirtschaft gehen am Donnerstag in die nächste Runde. Eine aktuelle Auswertung des Momentum Instituts zur Entwicklung von Preisen und Tariflöhnen im Vergleich zu 2021 zeigt: Die Abschlüsse der letzten beiden Jahre haben zwar zur Inflationsrate aufgeschlossen, den in der Hochinflationsphase entstandenen Kaufkraftverlust der Jahre zuvor aber in den Branchen Handel und Sozialwirtschaft nicht ausgeglichen.

Die Auswertung vergleicht den Anstieg des Verbraucherpreisindex und der jeweiligen Tariflohnindizes von Angestellten und Arbeiter:innen im Handel, in der Sozialwirtschaft, sowie von Beschäftigten der Gesamtwirtschaft verglichen mit dem Durchschnitt 2021. Bis Ende 2023 lagen die Preise deutlich über den kollektivvertraglichen Tarif-Lohnanpassungen. Erst ab 2024 nähern sich die Tarif-Lohnkurven wieder der Preisentwicklung an, teilweise ziehen sie ganz knapp darüber.

Lohnanpassung im Rückblick: Inflation ist noch nicht eingeholt. Anstieg der Inflation und der Tariflöhne seit 2021 in Prozent.

„Wer sich nur die letzten Abschlüsse anschaut, könnte meinen, die Rekordinflation der letzten Jahre sei ausgeglichen. Unsere Auswertung zeigt jedoch: Viele Beschäftigte haben seit Jänner 2022 real mehrere Tausend Euro an Kaufkraft verloren – und dieser Verlust ist bisher nicht wieder aufgeholt“, erläutert Barbara Schuster, stellvertretende Chefökonomin am Momentum Institut.

Besonders sichtbar ist der Rückstand in der Sozialwirtschaft, wo die Tariflöhne schwächer angehoben wurden als im Handel. Aber auch dort liegen die kumulierten Lohnanpassungen über den gesamten Beobachtungszeitraum nur knapp auf der Höhe der Preisentwicklung. Für die Betroffenen bedeutet das: höhere Lebenshaltungskosten bei dauerhaft gedrückter realer Kaufkraft.

Während etwa die kumulierte Inflationsrate seit Jänner 2022 25 Prozent beträgt, liegt der Tariflohn von Angestellten (22,6 Prozent) und Arbeiter:innen (23,8 Prozent) in der Sozialwirtschaft und von Handelsangestellten (23,5 Prozent) zwischen 1,2 bis 2,4 Prozentpunkte darunter. Der Tariflohnindex über die Gesamtwirtschaft stieg mit 25,2 minimal über die kumulierten Teuerungsrate, ebenso der Tariflohn von Arbeiter:innen im Handel (26 Prozent). Die durchschnittlichen Bruttolöhne von Handels-Arbeiter:innen lagen am Beginn des Beobachtungszeitraums aber knapp um ein Drittel unter den durchschnittlichen Löhnen von Angestellten im Handel.

„Handel und Sozialwirtschaft sind systemrelevante Branchen für unsere Versorgung. Nach Jahren hoher Inflation ist es sinnvoll die Kaufkraft jener zu stabilisieren, die diese wichtigen Leistungen für uns alle auch erbringen“, so Schuster abschließend.

Das Momentum Institut empfiehlt daher, die Lohnanpassungen im Rahmen der aktuellen KV-Verhandlungen mindestens in Höhe der Inflationsrate zu vereinbaren. Nur so lässt sich verhindern, dass sich die Kaufkraftverluste der vergangenen Jahre weiter kumulieren und die Einkommensschere insbesondere bei niedrigeren Einkommen weiter aufgeht.