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Grundsteuer: Österreich liegt im internationalen Vergleich weit zurück
Österreich hebt aus Steuern auf Grund und Boden im internationalen Vergleich äußerst geringe Einnahmen ein. Mit lediglich 0,2 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) liegt das Land auf Rang 32 von 38 führenden Industriestaaten. Nur sechs OECD-Länder erzielen noch geringere Einnahmen aus Grundsteuern. An der Spitze steht das Vereinigte Königreich, das 2,8 Prozent seiner Wirtschaftsleistung durch Steuern auf Grund und Boden einnimmt. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 0,95 Prozent, innerhalb der EU bei 0,69 Prozent. Länder wie Frankreich, Griechenland, Belgien, Dänemark und Italien setzen besonders stark auf Grundsteuern und erzielen damit Einnahmen von bis zu zwei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung. Das zeigt ein aktueller Vergleich auf Basis von Daten der OECD.

„Im Durchschnitt heben die führenden Industrieländer fast fünfmal so viel aus Grundsteuern ein wie Österreich. Das Vereinigte Königreich sogar das 14-Fache. Eine höhere Grundsteuer würde einen zentralen Beitrag zur Sanierung der Gemeindefinanzen leisten“, sagt Leonard Jüngling, Ökonom am Momentum Institut.
Eine Anpassung Österreichs an internationale Niveaus würde beträchtliche Mehreinnahmen ermöglichen. Eine Anhebung auf den EU-Durchschnitt brächte rund 2,3 Milliarden Euro zusätzlich, auf den OECD-Durchschnitt etwa 3,6 Milliarden. Eine Orientierung am dänischen Niveau entspräche einem Einnahmenplus von 4,7 Milliarden Euro, am französischen sogar 8,2 Milliarden Euro. In den OECD-Zahlen für Österreich enthalten sind neben der Grundsteuer B auch die Grundsteuer A, die Bodenwertabgabe, die Abgabe von land- und forstwirtschaftlichen Betrieben sowie deren Beiträge zum AFFB/FLAF.

Die schwache Entwicklung der Grundsteuereinnahmen zeigt sich auch im Langfristvergleich deutlich. Seit dem Jahr 2000 sind die Immobilienpreise um 164 Prozent gestiegen, das Bruttoinlandsprodukt um 133 Prozent. Die Grundsteuereinnahmen legten im selben Zeitraum jedoch nur um 82 Prozent zu – also knapp halb so stark wie die Immobilienpreise. Ursache ist die Bemessung anhand veralteter Einheitswerte aus den 1970er-Jahren, die die tatsächlichen Marktwerte schon lange nicht mehr widerspiegeln.
„Die Gemeindefinanzen stehen unter erheblichem Druck. Steigende Ausgaben etwa für Pflege, Kindergärten und Spitäler treffen auf strukturell zu niedrige Einnahmen aus der Grundsteuer. Eine Reform ist längst überfällig“, so Jüngling.