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Equal Pension Day: Hälfte der alleinlebenden Pensionistinnen lebt in Armut

Der Equal Pension Day fällt heuer auf den 6. August. Ab diesem Tag bekommen Pensionistinnen bis Ende des Jahres rein rechnerisch keine Pension mehr.

Equal Pension Day: Hälfte der alleinlebenden Pensionistinnen lebt in Armut

Der Equal Pension Day fällt heuer auf den 6. August. Ab diesem Tag bekommen Pensionistinnen bis Ende des Jahres rein rechnerisch keine Pension mehr. Der Grund: Der Unterschied zwischen den Pensionen von Männern und Frauen – der sogenannte Gender Pension Gap – klafft in Österreich 2024 immer noch bei 40 Prozent auseinander. Eine Analyse des Momentum Instituts zeigt: Alleinlebende Pensionistinnen sind deutlich öfter von Altersarmut betroffen als Pensionisten.

Auch in den letzten fünf Jahren haben wir den Gender-Pension-Gap kaum kleiner bekommen. „Im aktuellen Tempo schließen wir die Pensionslücke zwischen den Geschlechtern erst in 90 Jahren. Die Altersarmut ist oft der Preis den Frauen dafür zahlen, dass sie teilweise jahrzehntelang gezwungen sind, ihre bezahlte Arbeit zu reduzieren, um den Löwenanteil der unbezahlten Arbeit zu stemmen. Als ‚Dank‘ dafür fällt ihre Pension später dann oft mickrig aus“, erläutert Sophie Achleitner, Ökonomin am Momentum Institut. Hinzukommt, dass seit heuer das Antrittsalter zur Pension für Frauen schrittweise erhöht wird. Dabei geht bereits jetzt jede zweite Frau nicht aus einer Erwerbstätigkeit in Pension. Die Anhebung verschärft die Lage dieser Frauen zunehmend. Die durchschnittliche Frauenpension liegt mit 1.277 Euro fast 300 Euro unter der aktuellen Armutsgefährdungsschwelle von 1.572 Euro. Jene von Männern um rund 470 Euro darüber.

Durchschnittliche Frauenpension liegt fast 300 Euro unter der Armutsgefährdungsschwelle. Eine durchschnittliche Männerpension liegt etwa 470 Euro darüber.

Wie viel stärker Pensionistinnen im Vergleich zu ihrem männlichen Pendant armutsgefährdet sind, verdeutlicht eine Analyse entlang der EU-SILC Merkmale, die eine soziale und materielle Deprivation bestimmen. Zur Analyse wurden alleinlebende Pensionist:innen herangezogen. Unter den alleinlebenden Pensionist:innen ist mit 46 Prozent fast die Hälfte der Frauen sozial und materiell depriviert, bei Männern hingegen nur knapp ein Viertel (26 Prozent). Sie können sich erheblich weniger leisten: Ein Drittel der alleinlebenden Pensionistinnen kann keine unerwarteten Ausgaben von 1.370 Euro stemmen.

Soziale und materielle Deprivation trifft Pensionistinnen stärker. Was sich Pensionist:innen nicht leisten können in Prozent.

Auch einmal im Jahr auf Urlaub zu fahren, geht sich für 31 Prozent von ihnen nicht aus. Rund 40.000 Pensionistinnen (11 Prozent) können sich jeden zweiten Tag keine warme Mahlzeit leisten – das sind mehr als dreimal so viele wie bei den Pensionisten (3 Prozent).

EU kritisiert steigende Altersarmut in Österreich

Laut Bericht der EU-Kommission nimmt die relative Armutsgefährdung der über 65-Jährigen deutlich zu: Waren es 2016 noch 16,1 Prozent, waren es 2022 bereits 20,4 Prozent – damit liegt Österreich auch über dem EU-weiten Durchschnitt von 18,1 Prozent. “Höchste Zeit, dass wir das Problem der steigenden Altersarmut, die wir überwiegend bei Frauen sehen, angehen. Zentral ist hier, nicht erst in der Pension anzusetzen, sondern bereits im Erwerbsleben der Frauen. Für all jene, die bereits in Pension sind, ist es wichtig, die Pensionszahlungen armutsfest zu machen”, so Achleitner abschließend.

Um die Altersarmut von Pensionistinnen einzudämmen, empfiehlt das Momentum Institut Maßnahmen, die den Gender-Pay-Gap und dadurch später auch den Gender-Pension-Gap schließen. Instrumente dafür wären eine flächendeckende und kostenlose Kinderbetreuung, die mit Vollzeitarbeit vereinbar ist, eine verpflichtende Väterkarenz, und ein kollektivvertraglicher Mindestlohn von 2.500 Euro brutto. Außerdem hilft eine schrittweise Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich auf 30 Wochenstunden, um so die unbezahlte Sorgearbeit besser zwischen den Geschlechtern zu verteilen. Um Pensionist:innen vor der Altersarmut zu bewahren, wäre es außerdem besonders wichtig, die Mindestpension (Ausgleichszulage) über die Armutsgefährdungsschwelle zu heben.