- Momentum News
- Posts
- Equal Pension Day: Bis zu 278.000 Euro weniger Pensionseinkommen
Equal Pension Day: Bis zu 278.000 Euro weniger Pensionseinkommen
Der Equal Pension Day fällt heuer auf den 7. August. Er markiert den Tag, ab dem Pensionistinnen aufgrund der geschlechtsspezifischen Pensionslücke zwischen Frauen und Männern rechnerisch bis Jahresende keine Pension mehr bekommen. Zum Anlass hat das Momentum Institut analysiert, wie viel Frauen im Schnitt an Pensionseinkommen im Vergleich zu Männern über das gesamte Pensionsleben verlieren, österreichweit sowie in den einzelnen Bundesländern. Weiters hat das Institut die Armutsgefährdung von Pensionist:innen in West-, Mittel und Ostösterreich ausgewertet.
Enormer Pensionsverlust
Gehen sowohl ein Mann als auch eine Frau mit 65 Jahren in Pension und erhalten das geschlechtsspezifische durchschnittliche Brutto-Pensionseinkommen (Frauen: € 1.527, Männer: € 2.535) bis zu ihrem Lebensende (Lebenserwartung Frauen: 86 Jahre, Männer: 83 Jahre) entsteht zum heutigen Tag ein gesamtes Pensionseinkommen von 470.400 Euro für Frauen, und 674.300 Euro für Männer – Frauen entgehen somit insgesamt rund 204.000 Euro.

“Männer haben im Schnitt bereits zwischen 77 und 78 Jahren das Pensionseinkommen bezogen, dass Frauen bis zu ihrem Lebensende mit etwa 86 Jahren erhalten. Dieser Umstand ist aber kein Naturgesetz, sondern das Problem ist systemisch. Wir müssen Strukturen sowie Normen umbauen und traditionelle Rollenbilder aufbrechen, um eine tatsächliche Gleichstellung von Frauen zu erzielen”, so Sophie Achleitner, Expertin für Geschlechterungleichheiten am Momentum Institut.
Regionales Gefälle bei Pension-Gaps und Altersarmut
Österreichweit beläuft sich der Gender-Pension-Gap auf 39,7 Prozent. Besonders große Gender-Pension-Gaps gibt es vor allem im Westen Österreichs: Während die Pensionslücke zwischen Frauen und Männer in Wien „nur“ bei 28 Prozent liegt, sind es im Westen Österreichs (Vorarlberg) bis zu 47 Prozent. Auch Tirol (44 Prozent), Salzburg (41 Prozent), Oberösterreich (45 Prozent), Niederösterreich (40 Prozent), das Burgenland (41 Prozent) und die Steiermark (42 Prozent) liegen über der österreichweiten Pensionslücke. Kärnten liegt mit 39,1 Prozent sogar etwas darunter.
Die unterschiedlich hohen regionalen Gender-Pension-Gaps bedeuten für Frauen im Westen weniger Pension – auch, weil die Lebenserwartung dort tendenziell etwas höher ist (auch für Männer).

Die kumulierte Brutto-Pensionslücke zwischen den Geschlechtern ist im Westen am größten, sie beträgt in Tirol und Vorarlberg zwischen 271.000 und 279.000 Euro. In Wien hingegen, dort wo der Gender-Pension-Gap auch vergleichsweise kleiner ist, haben Frauen ein „nur“ um 108.000 Euro geringeres kumuliertes Pensionseinkommen. Dort ist weiters auch das durchschnittliche Brutto-Pensionseinkommen von Frauen am höchsten.
Große Unterschiede beim Pensionseinkommen bedeuten für Frauen in West-Österreich auch eine deutlich höhere Armutsgefährdung als anderswo in Österreich. Etwas mehr als ein Fünftel der Pensionistinnen sind in Tirol, Salzburg und Vorarlberg insgesamt armutsgefährdet. In Ost-Österreich sowie in der Mitte (Oberösterreich, Steiermark und Kärnten) sind die Armutsgefährdungsquoten mit insgesamt 17 bzw. 16 Prozent geringer.

Dass Altersarmut überwiegend ein weibliches Problem ist, ist zum Teil durch weibliche Erwerbsverläufe bedingt, die sich im Schnitt stark von jenen der Männer unterscheiden. Während die Mehrheit der Männer quasi ein ganzes Leben lang Vollzeit erwerbstätig ist, sind weibliche Erwerbsverläufe von jahrelangen Teilzeitphasen und Karriereunterbrechungen aufgrund von Pflege- oder Betreuungspflichten geprägt. Die Folge sind massive Verluste an Pensions- und Lebenseinkommen für Frauen.
"Die beste Pensionsvorsorge sind gute Löhne und eine faire Anrechnung von Betreuungsarbeit. Dafür muss die Regierung schon im Erwerbsleben der Frauen ansetzen. Für bereits Pensionierte gilt es die Ausgleichszulage (Mindestpension) armutsfest zu machen”, so Achleitner abschließend.
Was es braucht
Um Altersarmut von Frauen vorzubeugen, braucht es einerseits eine bessere Anrechnung von Kindererziehungs- und Pflegezeiten für die Pension, andererseits Maßnahmen – wie etwa eine verpflichtende Väterkarenz – damit die unbezahlte Sorgearbeit gleicher zwischen Eltern aufgeteilt wird und Väter ihren Teil zur Betreuungsarbeit beitragen, während es Frauen ermöglicht mehr Stunden bezahlt zu arbeiten.
Da Altersarmut aber nicht nur Mütter betrifft, sondern auch Frauen ohne Kinder deutlich niedrigere Pensionen beziehen als Männer, braucht es ein Bewusstsein für die Lebensrealitäten von Frauen: Viele arbeiten in schlecht bezahlten, oftmals systemrelevanten Berufen wie der Pflege oder der Betreuung und diese Jobs sind mitunter so anstrengend – physisch wie auch psychisch – dass ein Ausüben in Vollzeit bis zum Pensionsantritt schlicht unmöglich ist. Eine Aufwertung (gesellschaftlich sowie monetär) von Niedriglohnbranchen und systemrelevanter Arbeit, die überwiegend von Frauen verrichtet wird, ist also ebenso wichtig wie eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich.
Annahmen bei der Modellrechnung:
Die Modellrechnung unterliegt der Annahme, dass die Frau und der Mann beide mit 65 in Pension gehen, die fernere Lebenserwartung ab diesem Zeitpunkt laut Lebenserwartungsrechner der Statistik Austria für Frauen 86 Jahre und für Männer 83 Jahre beträgt und sie jeweils die geschlechterspezifische durchschnittliche (Alters)Pension beziehen. Der monatliche Brutto-Pensionsunterschied wird auf die verbleibende Lebenszeit (ausgehend von der ferneren Lebenserwartung von Frauen und Männern in Österreich) ab Pensionsantritt kumuliert.