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Equal Pay Day: Systemrelevanz ist weiblich, unterbezahlt und oft migrantisch
Anlässlich des Equal Pay Days, der heuer auf den 1. November fällt, hat das Momentum Institut systemrelevante Berufsgruppen analysiert. Die Auswertung zeigt: Systemerhalterinnen haben einen Lohn teils weit unter dem Durchschnitt der Gesamtwirtschaft, überwiegend arbeiten Frauen in diesen Berufsgruppen und sie sind stark migrantisch geprägt. Weiters offenbaren die Daten, dass Frauen mit Migrationsgeschichte über die Gesamtwirtschaft hinweg am stärksten benachteiligt werden.
Equal Pay Day: Systemrelevanz ist weiblich, unterbezahlt und oft migrantisch
Anlässlich des Equal Pay Days, der heuer auf den 1. November fällt, hat das Momentum Institut systemrelevante Berufsgruppen analysiert. Die Auswertung zeigt: Systemerhalterinnen haben einen Lohn teils weit unter dem Durchschnitt der Gesamtwirtschaft, überwiegend arbeiten Frauen in diesen Berufsgruppen und sie sind stark migrantisch geprägt. Weiters offenbaren die Daten, dass Frauen mit Migrationsgeschichte über die Gesamtwirtschaft hinweg am stärksten benachteiligt werden.
Von den 16 analysierten systemrelevanten Berufsgruppen weisen 11 einen niedrigeren durchschnittlichen Brutto-Stundenlohn als in der Gesamtwirtschaft auf. 7 von diesen 11 unterbezahlten Berufsgruppen sind weiblich dominiert, mit Frauenanteilen teils weit über 60 Prozent. “Von der Krankenpflegerin, über die Kinderbetreuerin bis hin zur Reinigungskraft – sie alle bekommen im Schnitt weniger bezahlt als der durchschnittliche Brutto-Stundenlohn über die Gesamtwirtschaft hinweg beträgt”, erläutert Katharina Mader, Chefökonomin am Momentum Institut. Bei Küchenhilfen etwa liegt der durchschnittliche Brutto-Stundenlohn von Frauen in dieser Berufsgruppe mit 11,1 Euro sogar fast um die Hälfte unter jenem in der Gesamtwirtschaft (20,1 Euro).
Weibliche Arbeit: Systemrelevant und oft migrantisch
Systemrelevante Berufe umfassen die Tätigkeiten, die notwendig sind, um unsere Gesellschaft grundlegend am Laufen zu halten. Damit wir, auch in Ausnahmesituationen wie der Corona-Krise, weitgehend normal und sicher weiterleben können, muss vor allem unsere Grundversorgung sichergestellt sein. Es sind vor allem Frauen, die in diesen systemerhaltenden Berufen arbeiten. In zwei Drittel der insgesamt 16 untersuchten systemrelevanten Berufsgruppen liegt der Frauenanteil bei mindestens 50 Prozent – oft weit darüber. Besonders viele Frauen sind in den Betreuungs- und Pflegeberufen sowie als Reinigungskräfte oder Kassiererinnen tätig. In der Kinderbetreuung sind etwa 97 Prozent weiblich, da besteht fast die gesamte Berufsgruppe nur aus Frauen. Ähnlich sieht es mit 91 Prozent Frauenanteil in der Gruppe der Reinigungs- und Hilfskräfte aus. Umgekehrt sind es die Berufe der Fahrzeugführer- und Bediener:innen mobiler Anlagen sowie öffentliche Sicherheits- und IKT-Berufe, die besonders hohe Männeranteile aufweisen. Diese sind ebenfalls systemerhaltend, aber deutlich besser bezahlt als jene Berufsgruppen, in denen mehr Frauen tätig sind.
Systemrelevante Arbeit ist in Österreich nicht nur überwiegend weiblich dominiert, sondern oftmals auch migrantisch geprägt. Rund die Hälfte der weiblichen Küchenhilfen und des Reinigungspersonals hat Migrationsgeschichte. Weiters sind 4 von 10 Kassierer:innen, sowie ein Drittel der Pfleger:innen und Kinderbetreuer:innen weiblich und migrantisch. Migrationshintergrund beschreibt in der vorliegenden Analyse Personen, deren Elternteile beide im Ausland geboren wurden. Die Definition entspricht den "Recommendations for the 2020 censuses of population and housing" der United Nations Economic Commission for Europe (UNECE).
Besonders starke Benachteiligung von Frauen mit Migrationsgeschichte
Auf die Gesamtwirtschaft betrachtet (Brutto-Stundenlohn aller Berufsgruppen) wird die Benachteiligung von Frauen und insbesondere migrantischen Frauen im Vergleich zu Männern in Österreich noch deutlicher: Der durchschnittliche Brutto-Stundenlohn von Frauen (alle) ist etwa 15 Prozent geringer als jener von Männern. Frauen ohne Migrationsgeschichte haben einen Einkommensnachteil von 11 Prozent gegenüber Männern. Sobald jedoch eine Frau Migrationsgeschichte hat, klafft die Lücke gegenüber Männern bei 25 Prozent – ein Viertel weniger. Frauen mit Migrationsgeschichte bekommen im Schnitt pro Stunde nur rund 16 Euro brutto bezahlt – Männer hingegen fast 22 Euro brutto.
“Viele Berufe, die weiblich, migrantisch und schlecht bezahlt sind, sind systemerhaltend. Es müssen veraltete Rollenbilder aufgebrochen und der Wert einer Tätigkeit für unsere Gesellschaft diskutiert werden. Es ist schließlich nicht verständlich, dass die Arbeit einer Kinderbetreuerin weniger wert ist als etwa die eines IT-Technikers. Wie Arbeitgeber:innen aktuell diese Berufe entlohnen, zeichnet aber genau dieses falsche Bild: Frauenarbeit sei weniger wert”, so Mader abschließend.
Das Momentum Institut empfiehlt daher
Anpassung der KV-Mindestlöhne auf mindestens 2.500 Euro brutto sowie Aufwertung von weiblich dominierten Branchen und Berufen vor allem im Niedriglohnsektor
Verpflichtende Transparenz bei Gehältern, nicht nur bei Großunternehmen und dem öffentlichen Dienst
Verpflichtende Frauenquoten auf allen Ebenen – sowohl in öffentlichen Einrichtungen als auch in der Privatwirtschaft, vor allem auch auf Vorstands- und Managementebenen und nicht nur in Aufsichtsräten