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Equal Care Day: Frauen leisten fast um die Hälfte mehr unbezahlte Sorgearbeit
Equal Care Day: Frauen leisten fast um die Hälfte mehr unbezahlte Sorgearbeit
In Schaltjahren wird am 29. Februar der Equal Care Day begangen und macht auf die unsichtbare und unbezahlte Sorgearbeit aufmerksam. Der Löwenanteil der unbezahlten Sorgearbeit wird nach wie vor von Frauen gestemmt. Eine Analyse des Momentum Instituts zeigt, dass noch mehr unbezahlte Arbeit geleistet wird als in der Zeitverwendungserhebungs-Publikation der Statistik Austria abgebildet ist. Denn unbezahlte Sorgearbeit, die eine Person in anderen Haushalten verrichtet – etwa, wenn sich die Oma ums Enkerl kümmert – wird in der Erhebung als “Freiwilligentätigkeit” eingestuft.
Zur Berechnung des “Gender Overall Care Gaps” wird die durchschnittliche tägliche Dauer von unbezahlten Care-Tätigkeiten an der Gesamtbevölkerung gemessen – darin sind alle Menschen in Österreich ab 10 Jahren inkludiert, egal ob sie Sorgearbeit leisten oder nicht. Hier klafft der geschlechtsspezifische Unterschied bei der Sorgearbeit bei 71 Prozent. Frauen leisten im Schnitt 3 Stunden und 48 Minuten Sorgearbeit, während es bei den Männern nur 2 Stunden 14 Minuten sind.
Der genauere Gender Care Gap
Um die Analyse noch ein Stück weit zu verfeinern, zieht das Momentum Institut für die Berechnung nur Frauen und Männer heran, die auch angeben tatsächlich unbezahlte Sorgearbeit zu verrichten. Und selbst bei ihnen sehen wir immer noch eine Lücke von 43 Prozent. Während Frauen 4 Stunden 15 Minuten täglich Sorgearbeit leisten, machen Männer jeden Tag um 1 Stunde und 16 Minuten weniger Kinderbetreuung, Haushalt oder Pflege von Angehörigen. “Statistisch gesehen leisten Männer von Jahresbeginn bis zum 3. Juni somit keine einzige Minute Care-Arbeit. An 155 Tagen im Jahr saugen sie quasi weder Staub, noch waschen sie das Geschirr ab oder wechseln ihrem Kind die Windeln", erläutert Sophie Achleitner, Ökonomin am Momentum Institut.
Statistisch ‘versteckte’ Sorgearbeit
Oftmals bleiben vor allem all jene Sorge-Tätigkeiten komplett unsichtbar, die Personen in anderen Haushalten als in ihrem eigenen verrichten. Denn: “Pflege ich meine Eltern, die in einem anderen Haushalt wohnen, zählt das statistisch nicht als Sorgearbeit, sondern als Freiwilligentätigkeit. Ebenso, wenn die Oma die Enkerl betreut, die einen anderen Wohnsitz haben. Sind die Eltern geschieden, zählt nicht einmal die Betreuungsarbeit vom eigenen Kind in einem anderen Haushalt als unbezahlte Sorgearbeit. Dass diese Arbeit statistisch nicht als Sorgearbeit zählt, verzerrt das tatsächliche Ausmaß der unbezahlten Sorgearbeit”, so Achleitner.
Selbst wenn Männer sich beteiligen bei der unbezahlten Haus- und Sorgearbeit, übernehmen sie eher unterstützende Care-Arbeit als die „direkte“ Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen. Frauen leisten aber in jeglicher Form von Care-Arbeit mehr. Mehr als doppelt so viel Kinderbetreuung und -versorgung übernehmen Frauen täglich; sie verbringen aber auch ein Drittel mehr Zeit (über 3 Stunden) mit unterstützenden Care-Tätigkeiten, wie Einkaufen, Wäsche oder Geschirr waschen, Haustiere versorgen, Kochen, Aufräumen oder Bügeln. Selbst bei Care-Tätigkeiten, die für einen anderen Haushalt ausgeführt werden – zum Beispiel die Pflege der kranken Schwiegermutter – übernehmen Frauen fast ein Viertel mehr.
“Die Analyse zeigt uns, unbezahlte Sorgearbeit in den Bereichen der Kinderbetreuung, Haushalt und Altenpflege ist immer noch Privatsache der Frauen und meist unsichtbar. Mit kurzen Öffnungszeiten, fehlenden Kinderbetreuungsplätzen insbesondere in ländlichen Gebieten und unzureichenden Pflegeangeboten und Unterstützungen, wird es noch lange dauern, bis wir den Gender Care Gap schließen”, so Achleitner abschließend. Das Momentum Institut empfiehlt, den Ausbau qualitätsvoller öffentlicher sozialer Dienstleistungen anzukurbeln. Es braucht ein flächendeckendes, kostenloses Kinderbetreuungsangebot mit Öffnungszeiten, die mit Vollzeitarbeit vereinbar sind. Damit auch die Pflege von Angehörigen nicht nur unbezahlt auf den Schultern von Frauen lastet, braucht es dringend einen Ausbau der qualitätsvollen Pflege, von der mobilen Unterstützung bis hin zu Pflegeeinrichtungen. Eine verpflichtende Väterkarenz und eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich helfen unbezahlte Arbeit zwischen Männern und Frauen fair zu verteilen.
Eine Aufschlüsselung der Tätigkeiten die als “direkte Care-Arbeit", “unterstützende Care-Arbeit" und “Care-Arbeit für anderen Haushalt” gelten, sowie weitere Informationen zur Analyse gibt es auf unserer Website.