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Zögerliche Corona-Politik kostete Milliarden
Trotz 3.000 neuen Infektionen an einem Tag plant Österreich derzeit weitere Öffnungsschritte. "Das erinnert an den Herbst 2020, als auf massiv steigende Zahlen zu spät reagiert wurde", sagt Oliver Picek, Chefökonom des Momentum Instituts. Eine Analyse der sozial-ökologischen Denkfabrik gibt Hinweise darauf, dass das Krisenmanagement im Herbst einer der Hauptgründe für den hierzulande besonders starken wirtschaftlichen Einbruch war.
Das Momentum Institut legt nun die erste ausführliche statistische Analyse von BIP-Daten des 4. Quartals und des Gesamtjahres 2020 im internationalen Vergleich vor. Daraus ergibt sich: Der BIP-Einbruch im vierten Quartal sowie im gesamten Jahr 2020 ist nicht primär auf die Abhängigkeit Österreichs vom Tourismus zurückzuführen. Vielmehr legt die Analyse nahe, dass Österreichs Krisenmanagement insbesondere im Vorfeld der zweiten Infektionswelle im Herbst 2020 vergleichsweise schlechter funktioniert hat als in 28 anderen europäischen Ländern.
Im Unterschied zum ersten Lockdown wurden offensichtlich falsche strategische Entscheidungen getroffen, indem im Sommer zu viel gelockert und im Spätsommer und Herbst zu lange zugewartet wurde. Ein wesentlicher Teil des überdurchschnittlichen Wachstumseinbruchs lässt sich dadurch erklären. Betrachtet man das vierte Quartal 2020, sind 46 Prozent der österreichischen Abweichung durch die Pandemie-Bekämpfung erklärbar.
Wie die Analyse auf Basis von Daten von Eurostat, OECD, Weltbank, der Uni Oxford und Our World in Data zeigt, ist das stärker notwendige Maß der Pandemiebekämpfung der Hauptgrund für das schlechtere Wachstum. "Die gegen Jahresende notwendige Vollbremsung hat Österreich viel Wohlstand gekostet", sagt Picek. Dazu kommt die höhere Abhängigkeit vom Tourismus und die Schwäche im privaten Konsum.
Insgesamt ist Österreichs Wirtschaft im Gesamtjahr 2020 um 6,6 Prozent eingebrochen - im internationalen Vergleich ein hoher Wert.
Im Vergleich der notwendigen Lockdown-Tage ist Österreich im vierten Quartal ebenfalls auf einem Spitzenplatz.
Für die aktuelle Situation bedeutet das, dass erneut auch wirtschaftlicher Schaden droht, wenn das Infektionsgeschehen wieder außer Kontrolle gerät. "Dadurch würde sich die wirtschaftliche Schwäche Österreichs 2021 fortsetzen", warnt Picek.
Zum ausführlichen Policy Brief:
Abstiegskampf im letzten Drittel: Warum die österreichische Wirtschaft im europäischen Vergleich so stark eingebrochen ist — www.momentum-institut.at
Die österreichische Wirtschaft ist im Corona-Jahr 2020 um 6,6 % geschrumpft. Im internationalen Vergleich sticht der enorme Einbruch besonders hervor. Die meisten anderen europäischen Länder kamen besser durch die Krise als die Republik. Verantwortlich gemacht wird dafür meist der hohe Tourismusanteil in Österreich.