- Momentum News
- Posts
- Wohnkosten reduzieren das Einkommen der ärmsten Haushalte um 81 Prozent
Wohnkosten reduzieren das Einkommen der ärmsten Haushalte um 81 Prozent
Eine aktuelle Analyse des Momentum Instituts zeigt, wie drastisch die steigenden Kosten für Wohnen und Energie das real verfügbare Haushaltseinkommen in den untersten Einkommensgruppen reduzieren. Gerade die Wohnkosten feuern die Teuerung weiter an. Die privaten Mieten stiegen seit 2010 doppelt so schnell wie das allgemeine Preisniveau. Dazu kommen nun die Energiepreise, die die Haushaltsausgaben verteuern.
Im untersten Einkommenszehntel verursachen die Kosten für Miete, Betriebskosten, Energie oder Instandhaltung eine Reduktion des verfügbaren Haushaltseinkommens um 81 Prozent. Im obersten Einkommenszehntel sinkt das verfügbare Einkommen nach Abzug aller Wohnkosten hingegen nur um 12 Prozent. Der Anteil für die Deckung von Grundbedürfnissen reduziert sich mit steigendem Einkommen, wie aus EU-SILC-Daten hervorgeht. „Wohnen hat eine enorme Verteilungskomponente. Wer mietet, kann der Belastung durch die steigenden Wohnkosten nicht ausweichen. Ganz unten bleibt kaum Geld über, um andere Dinge bezahlen zu können“, so Alexander Huber, Ökonom am Momentum Institut.
Ausmaß der Ungleichheit zeigt sich nach Abzug der Wohnkosten
Der Gini-Koeffizient ist das gängigste Maß zur Messung von Einkommensungleichheit. Er liegt nach Abzug der Wohnkosten um knapp zwei Prozentpunkte höher als zuvor (von 0,336 auf 0,355). Ohne Kosten für Wohnen wäre die Verteilung der Einkommen im Land daher nicht so ungleich. Die Verteilung der Haushaltseinkommen vor und nach dem Abzug der Wohnkosten ist dabei um Unterschiede in den Haushaltsgrößen bereinigt.
Warnung vor Miet-Preis-Spirale
Mieten unterliegen der Indexierung und befeuern damit die Inflation weiter. "Die Anpassung ist bereits die Grundlage für die nächste Mieterhöhung – ein sich selbst verstärkender Kreislauf“, erläutert Huber. Statt die Mieten mit dem Verbraucherpreisindex anzupassen, empfiehlt das Momentum Institut den BIP-Deflator oder die Kerninflation als Basis zu verwenden. Diese ist um Energie-, Treibstoff- und Lebensmittelpreise bereinigt. Um jetzt akut Haushalte mit geringen Einkommen zu unterstützen, die von den steigenden Wohnkosten besonders betroffen sind, empfiehlt das Institut, den Kaufkraftverlust der Sozialleistungen rasch auszugleichen. Zukünftig sollten Sozialleistungen automatisch regelmäßig an die Teuerung angeglichen werden.