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Unbezahlte Überstunden: Milliarden-Grenze überschritten
Werden Überstunden geleistet, aber nicht ausbezahlt, wird Arbeitnehmer:innen ein beträchtlicher Anteil ihres Lohns vorenthalten: 1,03 Milliarden Euro beträgt der Schaden, der 2021 durch diese Art des Lohnbetrugs entstand. Das zeigt eine Berechnung des Momentum Instituts basierend auf Daten der Statistik Austria.
Zum Vergleich: Der Schaden durch Eigentumskriminalität wie Einbruch oder Diebstahl liegt für 2021 bei 383 Millionen Euro, jener für Sozialbetrug bei rund 20 Millionen Euro. Die verursachte Schadenssumme durch vorenthaltene Lohn- und Gehaltszahlungen ist also mehr als doppelt so hoch wie durch Eigentumsdelikte und Sozialbetrug zusammen. "Gegen zu Unrecht bezogene Sozialleistungen wird mit voller Härte vorgegangen, die Regierung hat hierfür eigens eine Task Force eingerichtet. Geleistete Überstunden nicht zu entlohnen, ist Lohnbetrug. Der bleibt hingegen meist ungestraft, dabei liegt die Schadenssumme hier um ein Vielfaches höher", sagt Marie Hasdenteufel, Ökonomin am Momentum Institut.
Um ein Drittel mehr unbezahlte Überstunden
Der hohe Anstieg unbezahlter Überstunden im Vergleich zum Vorjahr ist bemerkenswert: Während 2020 30,3 Millionen geleistete Überstunden nicht entlohnt wurden, waren es 2021 40,7 Millionen Stunden. Das entspricht einer Steigerung um 34 Prozent. "Der enorme Anstieg an unbezahlten Überstunden im letzten Jahr ist auch bedingt durch die teilweise Rückkehr zur Normalität nach dem Corona-Krisenjahr 2020. Zurück zur Normalität heißt aber in diesem Fall auch zurück zu häufigerem Lohnbetrug. Erleichtert wird der Lohnbetrug außerdem durch enorm kurze Verfallsfristen der Überstunden, die oft nur wenige Monate betragen".
Mehr Überstunden von Frauen unvergütet
Bei unbezahlten Überstunden ist ein Gender Gap erkennbar. Während Frauen mehr als ein Viertel ihrer Überstunden nicht vergütet werden (26,4 Prozent), bleibt bei Männern etwas weniger als ein Fünftel unbezahlt (18,7 Prozent).
Aber nicht nur den Arbeitnehmer:innen, auch dem Staatshaushalt entgeht durch Lohnbetrug eine beträchtliche Summe. Unter Verwendung des Medianlohns (Statistik Austria) und der unbezahlten Überstunden aus dem Mikrozensus ergibt sich eine Schadensschätzung von bis zu 491 Millionen Euro für den Staat. Der Schaden setzt sich aus entgangener Lohnsteuer sowie Sozialversicherungsbeiträgen von Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen zusammen.
Um die Schadenssummen sowohl für Arbeitnehmer:innen als auch den Staat zu reduzieren, sollte man künftig darauf achten, dass geleistete Überstunden auch entsprechend vergütet und arbeitsrechtliche Schutzbestimmungen in Bezug auf Arbeitszeiten nicht unterlaufen werden. Das Momentum Institut empfiehlt, Kontrollen in diesem Bereich zu verstärken.
Werden Überstunden nicht ausbezahlt, wird Arbeitnehmer:innen ein beträchtlicher Anteil ihres Lohns vorenthalten: 1,03 Milliarden Euro beträgt der Schaden, der allein 2021 durch Lohnbetrug dieser Art entstand.