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Teuerung: Haushalte mit wenig Einkommen haben eine höhere Inflationsrate

Die Inflation kletterte im September auf 10,5 Prozent. Für Haushalte mit niedrigen Einkommen liegt sie aber höher. Das Fünftel der Haushalte mit den geringsten Einkommen erlitt im September eine Teuerung von 11,4 Prozent. Das zeigt eine Auswertung des ökosozialen Momentum Instituts.

Wie stark die Preise im Vergleich zum Monat des Vorjahres steigen, misst die Inflationsrate. Da es sich um einen gewichteten Durchschnittswert handelt, kann der tatsächliche Wert für einzelne Gruppen deutlich abweichen. Für Haushalte mit den niedrigsten Einkommen liegt die Inflationsrate im September bereits bei 11,4 Prozent und damit deutlich über dem Durchschnitt. Mit steigendem Einkommen sinkt die Teuerungsrate etwas. Für das Fünftel der österreichischen Haushalte mit den höchsten Einkommen betrug sie 10,1 Prozent.

„Die Armen und die untere Mittelschicht trifft die Teuerung ohnehin härter. Sie haben weder ausreichend Einkommen noch Erspartes, um steigende Preise zu bewältigen. Nun kommt aber hinzu, dass ihre Teuerung über dem Durchschnitt liegt“, erklärt Alexander Huber, Inflationsexperte des Momentum Instituts.

Großteil des Einkommens ärmerer Haushalte fließt in Grundbedürfnisse

Die Ursache der höheren Teuerungsraten ist der unterschiedliche Konsum der Haushalte. Haushalte aus der oberen Einkommensgruppe geben mehr aus für Verkehr, Freizeit und Gastronomie. Je weniger Einkommen, umso mehr muss für lebensnotwendige Grundbedürfnisse aufgewendet werden.

Von 11,4 Prozent Inflation im ärmsten Einkommensfünftel sind allein acht Prozentpunkte auf die gestiegenen Kosten bei den Grundbedürfnissen zurückzuführen – allein Wohnen, Essen und Energie machen 70 Prozent der gestiegenen Kosten aus. Im Fünftel mit den höchsten Haushaltseinkommen tragen Ausgaben für die notwendigen Grundbedürfnisse mit fünf Prozentpunkten nur rund die Hälfte zur Teuerung bei.

Im September machten die Energiepreise einen deutlichen Sprung nach oben, insbesondere aufgrund der Preise für Gas, Fernwärme, Strom, Brennholz und Pellets. Das erhöht die Inflationsrate der ärmeren Haushalte stärker, weil diese einen größeren Anteil ihres beschränkten Einkommens für Energie aufwenden müssen. Für Besserverdienende hingegen schlagen die Preise für Sprit an der Tankstelle mehr zu Buche, weil sie häufiger mit dem Auto fahren und daher vergleichsweise mehr Geld im Bereich Verkehr ausgeben. Die Teuerung dafür ging in den letzten Monaten aber wieder zurück. Der Benzinpreis liegt unter den Höchstwerten von vor ein paar Monaten, Diesel zumindest nicht darüber. „Stark steigende Heiz- und Stromkosten sind der Grund, warum die Inflationsrate für Ärmere und die Mittelschicht nun über jener der Besserverdienende liegt“, sagt Huber.

Um insbesondere Haushalte mit niedrigen Einkommen zu entlasten, empfiehlt das Momentum Institut die Preise für Grundbedürfnisse direkt zu dämpfen. Eine Gaspreisbremse nach deutschem Vorbild würde jene Menschen entlasten, die nach wie vor auf Gas zum Heizen angewiesen sind und keine Möglichkeit zum Heizungstausch haben. Bei den Lebensmitteln könnte man die Mehrwertsteuer auf ausgewählte Grundnahrungsmittel senken. Bei den Mieten empfiehlt das Momentum Institut bis auf Weiteres ein Aussetzen weiterer Mieterhöhungen oder eine Beschränkung auf maximal zwei Prozent Mieterhöhung pro Jahr nach spanischem Vorbild. „Ein Schutzschirm gegen steigende Lebenshaltungskosten bei Grundbedürfnissen fehlt bisher. Bis auf die Strompreisbremse hat Österreich keine großen preisdämpfenden Maßnahmen gesetzt“, erinnert Huber.