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Tag der Arbeitslosen: Hälfte erhält unter EUR 992 pro Monat
Am 30. April ist der Tag der Arbeitslosen. Anlässlich dazu hat das Momentum Institut die Verteilung des Arbeitslosengeldes im Jahr 2021 analysiert. Es zeigt sich: Die Hälfte aller Arbeitslosen erhält monatlich weniger als EUR 992 netto. Rund 90 Prozent aller Berechtigten beziehen eine Unterstützung, die unter EUR 1.328 liegt, der Armutsgefährdungsschwelle für Ein-Personen-Haushalte.
Die hohe Inflation verschärft die Situation arbeitsloser Menschen zusätzlich. "Wer wenig Geld zur Verfügung hat, muss den Großteil davon in Konsum stecken, insbesondere in lebensnotwendige Ausgaben wie Strom, Heizen, Wohnen und Lebensmittel. Gerade dort steigen die Preise extrem. Vor diesem Hintergrund würde eine Kürzung des Arbeitslosengeldes, wie Teile von Wirtschaft und Politik fordern, die Gefahr der Arbeitslosen in Armut abzurutschen noch weiter erhöhen“, sagt Jakob Sturn, Ökonom am Momentum Institut.
Die Unterstützung von arbeitslosen Menschen ist einerseits so gering, weil sie nur 55 Prozent ihres vorherigen Nettogehalts als Grundbetrag erhalten. Das ist im internationalen Vergleich sehr wenig. Die Notstandshilfe, die arbeitslose Menschen nach dem Arbeitslosengeld auffängt, ist noch geringer.
Andererseits sind Menschen mit geringem Einkommen überdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen. Das mittlere Bruttogehalt arbeitsloser Menschen liegt vor der Arbeitslosigkeit bei EUR 2.025. Zum Vergleich: Das Mediangehalt der Gesamtbevölkerung beträgt EUR 2.219. Da sich das Arbeitslosengeld und später die Notstandshilfe am vorherigen Gehalt orientieren, erhalten Menschen mit niedrigem Einkommen auch ein niedriges Arbeitslosengeld.
„Mit der derzeitigen Ausgestaltung des Arbeitslosengeldes schnappt bei vielen Arbeitslosen die Armutsfalle zu. Damit sich die prekäre Situation vieler arbeitsloser Menschen rasch und langfristig verbessert, braucht es ein höheres Arbeitslosengeld: Die Ersatzrate sollte auf mindestens 70 Prozent des vorherigen Nettogehalts erhöht werden. Höhere Lohnsteigerungen und ein Mindestlohn von 1.800 Euro könnten die Situation für Menschen in traditionell niedrig bezahlten Branchen entschärfen“, so Sturn.