Studie: Teuerung für Arme höher

  • Inflation für ärmstes Fünftel der Haushalte kumuliert 1,5% höher als für reichstes (2016-2019)

  • MieterInnen trifft Teuerung doppelt so stark wie EigentümerInnen

Viele Menschen haben das Gefühl, dass die Preise für sie persönlich stärker steigen, als es die offizielle Inflationsrate ausweist. Dass es sich dabei um keine subjektive Wahrnehmung handelt, zeigt eine neue Untersuchung des Momentum Instituts.

Der Thinktank hat sich dabei die Verteilung der Inflation auf unterschiedliche Einkommensgruppen in den Jahren 2016 bis 2019 angesehen. Fazit: Das ärmste Fünftel der Haushalte sah sich mit einer um 1,5 Prozentpunkte höheren Teuerung konfrontiert als das reichste.

Die einkommensschwächsten Haushalte litten in diesem Zeitraum kumuliert unter einer Inflation von 6%. Die einkommensstärksten Haushalte waren dagegen nur mit einer Rate von 4,5% betroffen.

Doppelt so hohe Teuerung für MieterInnen

Insbesondere MieterInnen in Großstädten wie Wien, Graz oder Innsbruck verzeichneten in den Jahren 2016 bis 2019 eine Inflationsrate von kumuliert 7,4% bis 7,8%.

Für HauseigentümerInnen in kleinen Gemeinden am Land lag sie dagegen mit 3,2% unter der Hälfte dieses Werts.

Generell verzeichnen MieterInnen eine im Schnitt rund doppelt so hohe Inflationsrate wie EigentümerInnen von Wohnimmobilien.

Berechnung der Inflation nach Einkommen notwendig

Die Diskrepanz zwischen offizieller und gefühlter Inflation ergibt sich aus der Berechnungsweise der offiziellen Inflationsrate: Der höhere Konsum einkommensstarker Haushalte verzerrt die Statistik in eine Richtung, welche die Lebensrealität vieler Haushalte nicht abbildet.

Inflationsanpassungen bei staatlichen Transferleistungen berücksichtigen die divergierende Inflationsrate von unterschiedlichen Einkommensgruppen nicht.

Wirtschaftspolitische Empfehlung des Momentum Instituts:

  • Die Abgeltung der Inflation bei staatlichen Transferleistungen sollte sich stärker an den einkommens- und gruppenspezifischen Inflationsraten orientieren, um Einkommensverluste auch tatsächlich auszugleichen.

Worüber die offizielle Inflationsrate oft hinwegtäuscht: Nicht alle Menschen sind von der selben Preissteigerung betroffen. Vor allem einkommensschwache Haushalte, MieterInnen, Städter und Frauen litten im Zeitraum 2016-2019 unter einer überdurchschnittlichen Teuerung.