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Sozialleistungen: Hohe Inflation entwertet sie stark
Haushalte mit niedrigen Einkommen sind besonders stark von der Teuerung betroffen und oft auf Sozialleistungen angewiesen. Aber diese verlieren aktuell drastisch an Kaufkraft: Im Mai 2022 waren auch Familienbeihilfe und Wohnbeihilfe fast acht Prozent weniger wert als im Mai des Vorjahres. Die Kaufkraft der Familien- bzw. Wohnbeihilfe verringerte sich für eine Familie mit zwei Kindern um 109 Euro bzw. 80 Euro allein im letzten Jahr. Wer seit Mai 2021 ohne Job ist, verlor durch den Fall in die Notstandshilfe sowie die Teuerung sogar 760 Euro.
„Viele Sozialleistungen werden nicht regelmäßig und nicht in ausreichender Höhe an die Teuerung angepasst. Das war schon vor der akuten Teuerung ein Problem: Die Familienbeihilfe etwa müsste heute rund 46 Prozent höher sein, um das Kaufkraftniveau von 2000 zu erreichen. Derzeit verlieren die Sozialleistungen aber besonders schnell an Wert“, sagt Jakob Sturn, Ökonom am Momentum Institut.
Besonders groß ist der Kaufkraftverlust für Arbeitslose. Wer seit einem Jahr auf Jobsuche ist, hat heute 13 Prozent weniger Einkommen zur Verfügung als zu Beginn der Arbeitslosigkeit. Das liegt auch an der Ausgestaltung der Arbeitslosenversicherung. „Nicht nur die Inflation frisst arbeitslosen Menschen die Unterstützungsleistung weg. Nach 20 Wochen fallen sie in der Regel vom ohnehin niedrigen Arbeitslosengeld in die noch geringere Notstandshilfe“, erklärt Sturn. Für einen durchschnittlichen Arbeitslosen bedeutet das insgesamt einen Verlust von 760 EUR innerhalb des letzten Jahres.
Um insbesondere Haushalte mit geringen Einkommen akut zu unterstützen, empfiehlt das Momentum Institut, den Kaufkraftverlust der Sozialleistungen auszugleichen. In Zukunft sollten Sozialleistungen automatisch regelmäßig an die Teuerung angepasst werden. „Wer auf Sozialleistungen angewiesen ist, sollte sich darauf verlassen können, dass mit den Preisen auch die Sozialleistungen steigen. Einmalzahlungen gleichen den Kaufkraftverlust nicht dauerhaft aus“, so Sturn.