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Sozialausgaben schützen über 1 Million Menschen vor Armut

Die Sozialausgaben sind im zweiten Coronajahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen, wie Daten der Statistik Austria zeigen. Die hohe Sozialquote – also die Sozialausgaben anteilig am Bruttoinlandsprodukt - von 32,8 Prozent schützt jeden 8. Menschen in Österreich vor Armut, wie eine aktuelle Auswertung des Momentum Instituts zeigt.

Sozialleistungen (ohne Pensionen), wie Familienbeihilfe, Wohnbeihilfe, Arbeitslosengeld, Notstandshilfe oder Studienbeihilfe, bewahren 1,03 Millionen Menschen in Österreich vor Armut, darunter rund 274.000 Kinder und 752.000 Erwachsene, wie Daten der Statistik Austria zeigen.

Sind es ohne Sozialleistungen 2,3 Millionen Armutsgefährdete, verringert sich die Zahl durch Sozialleistungen auf 1,29 Millionen Menschen. Die Zahl armutsgefährdeter Kinder reduziert sich um 274.000. „Der Sozialstaat wirkt, wie die Daten zeigen. Armutsfest ist er allerdings noch nicht. Angesichts der Teuerung ist es notwendig, die Lücken zu schließen“, betont Marie Hasdenteufel, Ökonomin am Momentum Institut.

Wo der Sozialstaat noch nicht hinkommt

Auch wenn Sozialleistungen und Pensionen erheblich dazu beitragen, Armut in Österreich zu reduzieren, ist Armut hierzulande kein Ausnahmefall. Jede fünfte Person kann in Österreich unerwartete Ausgaben nicht bezahlen.

Knapp 150.000 Menschen konnten es sich bereits im letzten Jahr nicht leisten, die Wohnung angemessen warm zu halten – also schon vor den rasant steigenden Energiepreisen. „Mit Blick auf die weiterhin hohen Heizkosten könnte sich die Lage weiter verschärfen“, warnt Hasdenteufel.

Frauen über 65 Jahren doppelt so stark gefährdet

Frauen sind deutlich öfter armutsgefährdet als Männer. Besonders gravierend ist der Unterschied bei älteren Menschen: Rund 86.000 Männer über 65 Jahren lagen 2021 mit ihrem Einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle. Bei den Frauen waren es mit 177.000 mehr als doppelt so viele.

Das Momentum Institut empfiehlt, Armutsbekämpfung zur politischen Priorität zu machen und Sozialleistungen so auszubauen, dass alle Armutsgefährdeten erreicht werden. „Um die Armut in Österreich nachhaltig zu senken, muss etwa die Ausgleichszulage an die Armutsgefährdungsschwelle angepasst werden“, erläutert Hasdenteufel abschließend.