Preistreiber: Energie, Lebensmittel, Wohnen

Die Inflation im Juli beträgt laut erster Schnellschätzung der Statistik Austria 9,2 Prozent. Größter Preistreiber sind nach wie vor die Energie- und Treibstoffpreise, zeigen die Juni-Daten, die bereits im Detail vorliegen und vom Momentum Institut ausgewertet wurden.

Im Juni lag die Inflation bei 8,7 Prozent. Mehr als ein Drittel davon (3,1 Prozentpunkte) geht auf Energie- und Treibstoffpreise zurück. Angestiegen sind die Beiträge von Lebensmitteln (auf 1,3 Prozentpunkte) sowie der Gastronomie und Hotellerie (auf 1,1 Prozentpunkte). Erstmals ist nun auch wieder ein erhöhter Anstieg bei den Mieten zu verzeichnen: Der Bereich Wohnen ist bereits für über ein Zehntel der Inflationsrate verantwortlich. „Der Blick auf die Daten zeigt, dass die Teuerung nicht zur Gänze importiert ist. Ein Teil der Inflation ist hausgemacht, hier hätte die Politik die Möglichkeit, mit Preiseingriffen gegenzusteuern und die Inflation zu bremsen“, so Alexander Huber, Ökonom am Momentum Institut.

Jene Bereiche, aus denen der Preisdruck herrührt, veränderten sich seit dem Vorjahr extrem – nicht nur bei Energie und Treibstoff. Am deutlichsten zu erkennen ist das bei den Lebensmitteln. War ihr Einfluss auf die Inflation vor einem Jahr noch nahe null, gingen im Juni bereits 15 Prozent der Inflation auf sie zurück. Besonders stark gestiegen sind zuletzt die Preise für Mehl und andere Getreideerzeugnisse, Milch und Butter. Während Dienstleistungen pandemiebedingt einer der größten Preistreiber im Vorjahr waren, sank ihr Beitrag zur Inflation merklich. Gewichtige Inflationstreiber sind nach wie vor Güter mit Lieferengpässen. Ihr Einfluss blieb zuletzt immerhin konstant. Betroffen davon sind etwa verschiedene Lebensmittel, Möbel oder elektrische Geräte.

Um Haushalte zu entlasten, setzte die Bundesregierung bisher vor allem auf Einmalzahlungen. In die Preissetzung wurde bislang nicht eingegriffen. „Anders als Einmalzahlungen können klug gesetzte Markteingriffe jedoch nicht nur die Bevölkerung indirekt entlasten, sondern die Inflation direkt dämpfen. Ansetzen sollte man jedenfalls bei den Energiepreisen“, empfiehlt Huber. Ein Strompreisdeckel, wie die von der Regierung für Herbst angekündigte „Strompreisbremse“, wäre eine Möglichkeit. Den Tarif für den Strom-Grundverbrauch könnte man zu aktuellen Preisen deckeln, Verbrauch darüber hinaus weiterhin zum Marktpreis verrechnen. „Wesentlich wäre jedoch, dass die aktuell enormen Übergewinne der Stromerzeuger den Preisdeckel mitfinanzieren. Passiert das nicht, würden die Kosten der Übergewinne auf den Staat überwälzt“, warnt Huber.

Im Bereich der Lebensmittel empfiehlt das Momentum Institut eine Senkung bzw. ein Aussetzen der Mehrwertsteuer auf jene Produkte, die vor allem von Haushalten mit niedrigen Einkommen konsumiert werden. Für ausgewählte Grundnahrungsmittel, etwa ein halbes Kilo Mischbrot, können auch Preisobergrenzen eine Entlastung bringen. Auch bei den Wohnkosten sollte die Regierung etwa mit einer Mietpreisbremse eingreifen, um Mieterhöhungen in den nächsten Jahren auszusetzen. „Die weitreichende Kopplung der Mieten an den Verbraucherpreisindex lässt die Mieten aktuell stärker und schneller steigen. Die hohen Mietpreise befeuern dann wiederum die Teuerung. Diese Miet-Preis-Spirale gilt es dringend zu bremsen“, so Huber.