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Nur 3 von 100 Steuereuros durch Vermögen finanziert
In Anbetracht der hohen Inflation gewinnt die Diskussion über Vermögensteuern wieder an Fahrt. Aktuell ist Österreichs Steuerstruktur extrem ungleich balanciert: Während Einkommen aus Arbeit hoch besteuert wird, tragen vermögensbezogene Steuern kaum zum Staatshaushalt bei. Selbst im Endausbau der Steuerreform 2026 werden nur 3 von 100 Steuereuros aus Vermögen finanziert, zeigt eine Analyse des sozialliberalen Momentum Instituts.
Steuern auf Vermögen und daraus resultierende Einkommen sinken seit Jahrzehnten. Die Abschaffung der Vermögensteuer 1993 hat den Anteil am Steueraufkommen um fast ein Drittel reduziert. Auch eine Reihe andere vermögensbezogene Steuern wurden in den letzten Jahren abgeschafft, darunter die Gewerbe-Kapitalsteuer, das Erbschaftssteueräquivalent, die Wertpapiersteuer, die Börsenumsatzsteuer, die Erbschafts- und Schenkungssteuer und die Gesellschaftssteuer.
„Das Geld, das dem Staatshaushalt durch die Abschaffung vermögensbezogener Steuern verloren geht, fehlt im Sozialsystem. Es wäre höchste Zeit, nicht nur über Vermögenssteuern zu diskutieren, sondern sie wieder einzuführen. Akut könnte man damit Maßnahmen setzen, um jene Haushalte zu entlasten, die von den steigenden Preisen besonders betroffen sind und Sozialleistungen endlich armutssicher gestalten“, sagt Sophie Achleitner, Ökonomin am Momentum Institut.
Steuerstruktur: Verpasste Chance der Steuerreform
Fast 80 von 100 Steuereuro werden vom Faktor Arbeit und Konsum geschultert. Nur 6 von 100 Euro landen durch Steuern auf Unternehmensgewinne über die Körperschaftsteuer in der Staatskasse. Trotzdem soll diese noch weiter gesenkt werden von aktuell 25 auf 23 Prozent. Nur 3 von 100 Euro werden durch Vermögensabgaben finanziert, etwa Einnahmen aus Vermögenstransfers, Kapitalertragsteuern oder Steuern auf Grundstücke und andere Anlagegüter. Das enorme Ungleichgewicht zwischen Arbeit und Vermögen lässt die Steuerreform der Bundesregierung bisher unangetastet.
Wie die Berechnung des Momentum Instituts zeigt, ändert auch die Steuerreform nichts an der grundlegenden Schieflage im Abgabensystem. "Dauerhaft weniger Steuern beitragen werden vor allem zwei Gruppen. Gutverdienende Familien durch den Familienbonus und reiche Unternehmensbesitzer durch die Senkung der Körperschaftsteuer. Die Chance auf mehr Steuergerechtigkeit hat die Regierung verpasst. Der Handlungsbedarf durch die Inflation öffnet ein Fenster, dieses Versäumnis anzugehen“, empfiehlt Achleitner. Bestehende vermögensbezogene Steuern könnten erhöht und um Vermögensteuern, Erbschafts- und Schenkungssteuern ergänzt werden. „Auch eine Erhöhung der Körperschaftsteuer in Richtung ihres früheren Steuersatzes bei 34 Prozent könnte helfen, den Verdienst durch Arbeit zu entlasten und das oft leistungslose Einkommen aus Vermögen für einen Beitrag zur Finanzierung der Gemeinschaft zu verpflichten.“
Den Policy Brief zum Thema Steuerstruktur gibt es hier als PDF zum Download.
Beim Entwurf der "ökosozialen" Steuerreform wurde das Problem der Steuerstruktur völlig außer Acht gelassen. Dabei wäre es höchste Zeit, die österreichische Steuerstruktur zu überdenken.