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Mittlere und hohe Pensionen könnten auch nächstes Jahr an Kaufkraft verlieren

Die Teuerung lässt die Pensionen heuer drastisch schrumpfen. Hohe Pensionen verlieren 2022 mindestens 6,4 Prozent an Wert, die Ausgleichszulage um 5,2 Prozent. Das ist der größte Kaufkraftverlust seit langem. Hohe und mittlere Pensionen sind gefährdet, auch nächstes Jahr an Kaufkraft zu verlieren. Einzig die Ausgleichszulage ist durch die gestern beschlossenen Erhöhungen bis zu einer Inflationsrate von 10,2 Prozent vor weiteren Kaufkraftverlusten 2023 geschützt. Wie viel Pensionist:innen 2023 von den Pensionserhöhungen tatsächlich bleibt, hängt ab vom weiteren Verlauf der Teuerung.

Bereits im Laufe der letzten zwölf Jahre machte die Teuerung einen Teil der Pensionserhöhungen wieder zunichte. Zwischen 2010 und 2022 wurden hohe Pensionen durchschnittlich um 1,6 Prozent erhöht, real – nach Abzug der Teuerung – jedoch nur um durchschnittlich 1,1 Prozent. Wer 2010 eine Pension von 2.000 Euro bezog, erhält 2022 nun 2.431 Euro, kann sich damit jedoch nur Waren im Wert von 2.247 Euro kaufen. Eine Pensionist:in mit dieser Pension befindet sich knapp unterhalb des Viertels der Pensionsbezieher:innen mit den höchsten Pensionen in Österreich. Für Bezieher:innen der „Mindestpension“ (Ausgleichszulage) betrug die nominale Erhöhung durchschnittlich 2,3 Prozent, real jedoch nur 1,8 Prozent. Eine Person mit Pensionsbezug von 784 Euro im Jahr 2010 (Ausgleichzulage für alleinstehende Pensionist:innen) erhält nun 1.031 Euro im Jahr 2022, hat nach Abzug der jährlichen Teuerungsraten jedoch nur eine Kaufkraft in Höhe von 952 Euro.

Pensionserhöhungen werden 2023 durch Teuerung an Kaufkraft verlieren

Im Jahr 2022 haben Unternehmen ihre Preise rasant erhöht. Das bewirkte den größten Kaufkraftverlust der Pensionen seit langem. Mit der Erhöhung der Pensionen will die Bundesregierung diesen Kaufkraftverlust nun auffangen. Die Pensionserhöhung orientiert sich grundsätzlich per Gesetz an der Teuerung des vergangenen Jahres von 5,8 Prozent. Nicht aber an jener, die im gesamten Jahr 2022 von Jänner bis Dezember tatsächlich eingetreten ist, sondern an der von August 2021 bis Juli 2022. Damit beträgt die verfrüht gemessene Jahresinflation als Grundlage für die Pensionserhöhung nur 5,8 Prozent. So verlieren Pensionist:innen genau jene Monate mit hoher Teuerung, die zu einer deutlich höheren Pensionserhöhung – über acht Prozent – geführt hätten.

„Die Bundesregierung fängt die fehlenden Monate hoher Teuerung in der Abgeltung für die niedrigen Pensionen mittels Einmalzahlungen auf. Das ist richtig, denn eine 75-jährige Mindestpensionistin, die fast ihr gesamtes Einkommen für die Deckung ihrer Grundbedürfnisse Wohnen, Essen, Heizen braucht, kann nichts für eine zu niedrig gemessene Teuerung. Nur teilweise kompensiert werden höhere Pensionen. Für sie trat 2022 ein hoher Kaufkraftverlust ein, der 2022 nicht vollständig durch Einmalzahlungen ausgeglichen wurde. Aus heutiger Sicht wird er auch im Jahr 2023 bestehen bleiben“, erklärt Marie Hasdenteufel, Ökonomin am Momentum Institut.

Bei einer Inflationsrate von von 5,8 Prozent während 2023 sinkt die Kaufkraft für hohe Pensionen ab 2.360 Euro auch im Jahr 2023. Unter 20 Prozent aller pensionierten Frauen und über 40 Prozent der pensionierten Männer erhalten eine Brutto-Pension in mindestens dieser Höhe. Liegt die Jahres-Inflationsrate höher als 8,2 Prozent, sinkt die Kaufkraft trotz Pensionserhöhung sogar für niedrige Pensionen bis 1.700 Euro. Ab einer Inflationsrate von 10,2 Prozent ist auch die Ausgleichszulage nicht mehr durch die stärkere Erhöhung geschützt.

„Letztlich verlieren alle Pensionist:innen umso mehr Kaufkraft von ihrer Pensionserhöhung, je höher die Teuerung 2023 ausfällt“, so Hasdenteufel. Erreicht etwa die Inflationsrate 2023 neun Prozent, verlieren hohe Pensionen nach Abzug der Teuerung 3,2 Prozent an Wert, niedrige Pensionen um 0,8 Prozent. Lediglich für Bezieher:innen der Ausgleichszulage reicht es noch für eine leicht gestiegene Kaufkraft um 1,2 Prozent. Nicht berücksichtigt ist in den Prognosen für 2023 allerdings, dass die Inflationsrate für Menschen mit niedrigen Einkommen wohl höher ausfallen dürfte als für jene mit hohen Einkommen.

Unsere Analyse der Pensionserhöhung 2023 im Detail gibt es auf unserer Website.

Die Teuerung lässt die Pensionen heuer drastisch schrumpfen. Wie viel Pensionist:innen 2023 von den Pensionserhöhungen bleibt, hängt ab vom weiteren Verlauf der Teuerung.