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Lobautunnel: Momentum Institut empfiehlt Ausbau von Öffis und Radwegen

"Der Baustopp des Lobautunnels ist aus klimaökonomischer Sicht ein sinnvoller und wichtiger Schritt", erklärt Joel Tölgyes, Klima-Ökonom der sozialliberalen Denkfabrik Momentum Institut. Der Verkehrssektor ist seit Jahren das Sorgenkind der österreichischen Klimapolitik: Seit 1990 sind die Verkehrsemissionen um 75 Prozent gestiegen.

Mitverantwortlich dafür sind politische Prioritäten: Im Verhältnis zur Bevölkerung hat Österreich im EU-Vergleich überdurchschnittlich viele Autobahnkilometer. Österreich liegt hier EU-weit auf Platz 8. Dabei ist aus verkehrsökonomischer Sicht der Effekt des induzierten Verkehrs schon lange bekannt: Neue Kapazitäten im Straßenverkehr ziehen neue Autofahrer an, die davor andere Verkehrsmittel genutzt haben. Der Autoverkehr steigt damit.

Im konkreten Fall zeigt eine verkehrsökonomische Analyse der TU Wien, dass die geplanten Bauvorhaben zu einem Anstieg des Wiener Autoverkehrs von über 83.000 Fahrzeugkilometern pro Tag führen würden. Das zeigt sich auch im Modal Split, der die Verkehrsmittelwahl wiedergibt. Der Bau des Lobau-Tunnels verschiebt die Verkehrsmittelwahl hin zur stärkeren Autonutzung, während die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zurückgehen würde. Damit widerspricht das Vorhaben den Klimazielen der Stadt Wien. Denn die Pro-Kopf-Verkehrsemissionen sollen bis 2030 um 50 % sinken. Pro Jahr wäre damit eine Reduktion von rund 180.000 Tonnen CO2 nötig. Baut man statt dem Lobautunnel die Wiener Öffis aus (insbesondere auch in Floridsdorf und Donaustadt) und führt eine strengere Parkraumbewirtschaftung ein, so würde das im Vergleich zum Status quo zu einer Reduktion von rund 100.000 Tonnen CO2 pro Jahr führen. Rund 55 % der nötigen Emissionsreduktion im Verkehrsbereich wäre damit abgedeckt.

„Gerade in urbanen Gebieten sind öffentliche Verkehrsmittel die Zukunft. Verzichten wir hier auf die nötigen Ausbaumaßnahmen, dann müssen wir in anderen klimapolitischen Feldern eine noch größere Anstrengung aufbringen. Die für den Lobautunnel budgetierten 1,9 Milliarden Euro sollten deshalb besser in den Ausbau von Radwegen, Straßenbahnen, U-Bahnen und S-Bahnen investiert werden“, empfiehlt Tölgyes.