Langzeitarbeitslosigkeit höher als gedacht

  • Statistiken zur Langzeitarbeitslosigkeit berücksichtigen fast 40.000 SchulungsteilnehmerInnen nicht

  • Ende September über 157.000 Langzeitarbeitslose

  • Neuer Rekord durch Corona wahrscheinlich

Langzeitarbeitslosigkeit wird immer mehr zum Problem. Als langzeitarbeitslos gelten Personen, die länger als 1 Jahr auf Jobsuche sind. Ihre Zahl wurde zuletzt in offiziellen Statistiken mit rund 120.000 Personen beziffert.

SchulungsteilnehmerInnen außen vor

Die fast 40.000 SchulungsteilnehmerInnen sind in dieser Zahl allerdings nicht enthalten. Um ein akkurates Bild zu vermitteln, sollten sie aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht allerdings wie bei der Berechnung der monatlichen Arbeitslosenzahlen sehr wohl in die Statistik miteinfließen. Ansonsten kaschiert das das wahre Ausmaß des Problems.

Rechnet man die SchulungsteilnehmerInnen dazu, beträgt die Zahl der Langzeitarbeitlosen (AMS-Definition: Langzeitbeschäftigungslose) mit Stand 30. September über 157.000 Menschen. Das sind nur rund 10.000 Personen weniger als zum bisherigen Höhepunkt im Jänner 2017.

Hoher Sockel an Langzeitarbeitslosen durch Finanzkrise

Nach dem Ausbruch der Finanzkrise 2008/2009 verdreifachte sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen bis Anfang 2017 auf ein Allzeithoch von 167.366 Personen. Mit der anschließenden Konjunkturerholung sank die Zahl bis Ende 2019 zwar. Seit Februar 2020 steigt die Langzeitsarbeitslosigkeit in Folge von Corona aber wieder kontinuierlich. Angesichts der schweren Wirtschaftskrise dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis ein neues Allzeithoch bei der Langzeitarbeitslosigkeit erreicht wird.

Langzeitarbeitslosigkeit über 5 Jahre seit 2012 im Steigen

Besonders problematisch: Die Anzahl jener Menschen, die bereits seit über 5 Jahren keine Arbeit finden, stieg seit 2012 trotz zwischenzeitlichem Wirtschaftsaufschwung kontinuierlich.

Handlungsempfehlungen des Momentum Instituts:

  • SchulungsteilnehmerInnen berücksichtigen

Analog zur Darstellung der monatlichen Arbeitslosenzahlen sollten auch die Statistiken zur Langzeitbeschäftigungslosigkeit die SchulungsteilnehmerInnen berücksichtigen, um ein vollständiges Lagebild zu erhalten.

  • Jobgarantie für Langzeitarbeitslose

Das Momentum Institut empfiehlt eine öffentliche Jobgarantie für Langzeitbeschäftigungslose. Über die Aufstockung der Mittel für Langzeitarbeitslose um 1 Mrd. Euro pro Jahr (0,25% des BIP 2019) könnten 100.000 öffentliche Jobs in den Bereichen Pflege, Gesundheit, Justiz, Klima & Energie geschaffen werden.

Eine Jobgarantie für Österreichs Langzeitarbeitslose

In der öffentlichen Diskussion berichteten Wirtschaftsforschungsinstitute zuletzt regelmäßig von 120.000 Langzeitarbeitslosen. Diese Zahl lässt jedoch SchulungsteilnehmerInnen außen vor.