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Jobs für geflüchtete Ukrainer:innen: Viel Interesse, wenig Lohn
Großes Interesse an ukrainischen Arbeitskräfte gibt es in der Gastronomie und den Tourismusregionen. Eine Auswertung der AMS-Jobinserate zeigt allerdings, dass die Jobs für geflüchtete Ukrainer:innen zu sehr niedrigen Löhnen ausgeschrieben sind. Vor allem in der Gastronomie werden zahlreiche Jobs in der AMS-Datenbank auch kollektivvertraglich falsch eingestuft.
Das Momentum Institut hat alle rund 1.500 Stellen der AMS-Jobplattform „Alle Jobs“ analysiert, die sich spezifisch auch an Ukrainer:innen richten. Am häufigsten werden derzeit Restaurantfachmänner/-frauen, Köche/Köchinnen, Küchenhilfskräfte und Raumpfleger:innen gesucht.
Trotz des beklagten Personalmangels in diesen Berufen werden die meiste unter überwiegende Teil der Jobs im unteren Lohnsegment: Mehr als jede zweite Vollzeitstelle (56 Prozent) ist zu einem Monatsgehalt von unter EUR 1.800 brutto ausgeschrieben. Knapp ein Viertel (23 Prozent) bietet EUR 1.600 oder darunter, 13 Prozent bietet zwischen EUR 1.600 und 1.700 Lohn. Ob eine Überzahlung möglich ist oder nicht, wird in weniger als einem Drittel (31 Prozent) der Stellenanzeigen angegeben.
Ein Problem sind falsche Einstufungen laut Kollektivvertrag. Beim meistgesuchten Beruf - Restaurantfachmann/-frau ("Kellner:in") wird in der AMS-Datenbank statt den kollektivvertraglich vorgesehenen EUR 1.635 häufig ein Mindestgehalt von EUR 1.575 angegeben - jenes für Küchenhilfskräfte und sonstige Servicekräfte. Das trifft auf 38 Prozent der 187 angebotenen Jobs zu. "Notwendig ist zuallererst eine faire Bezahlung. Um die zu garantieren, sollten sich Sozialpartner und die Bundesregierung auf einen Mindestlohn von 1.800 Euro brutto im Monat einigen", empfiehlt Marie Hasdenteufel, Ökonomin am Momentum Institut. Sprachbarrieren und mangelnde Erfahrung mit dem österreichischen Arbeitsrecht machen es für Ukrainer:innen besonders schwierig, ungesetzliche Arbeitsbedingungen zu erkennen und sich dagegen zu wehren. "In den nächsten Monaten muss man daher besonders genau hinschauen, dass arbeitsrechtliche Schutzbestimmungen nicht unterlaufen werden", so Hasdenteufel. Betriebe, die nachweislich wiederholt gegen das Arbeitsrecht verstoßen, sollen vom Arbeitsinspektorat an das AMS und an Förderinstitutionen gemeldet werden und künftig keine staatlichen Leistungen erhalten.
Rund 57.000 ukrainische Geflüchtete haben sich laut ZiB-Meldung bereits in Österreich registriert, 80 Prozent davon Frauen, viele davon mit Kindern. Zwei Drittel der ausgeschriebenen Jobs sind Vollzeit-Jobs. Das stellt allein geflüchtete Mütter, vor allem in ländlichen Regionen, vor das Problem der fehlenden Kinderbetreuung. Das Wort "Kind" mit Bezug auf Kinderbetreuung wird in den ausgeschrieben Job-Inseraten nur ein einziges Mal erwähnt. Ob eine Unterkunft verfügbar ist oder nicht, wird in nur 16 Prozent der Inserate diskutiert. "Ohne ein geeignetes Kinderbetreuungsangebot und eine Unterkunft nahe des Arbeitsortes können Alleinerziehende keinem Vollzeit-Job nachgehen. Außerhalb Wiens ist momentan nur jeder 5. Kindergartenplatz vollzeittauglich. Beim Ausbau der Kinderbetreuung gibt es also dringenden Handlungsbedarf", so Hasdenteufel.
Österreichische Betriebe bieten geflüchteten Ukrainer:innen bisher hauptsächlich Niedriglohnjobs | Momentum Institut — www.momentum-institut.at
Das Momentum Institut hat alle rund 1.500 Stellen von der AMS-Jobplattform analysiert, die sich explizit auch an Ukrainer:innen richten. Dabei zeigt sich: Österreichische Unternehmen bieten Ukrainer:innen besonders häufig Niedriglohnjobs an.