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Jede zweite Familie in Österreich stark belastet

Eltern reduzieren Arbeitszeit und verschieben auf Abend und Nacht, viele Kinder bleiben unbetreut alleine – Große Sorgen um Sommer-Betreuung

Österreichs Familien sind durch die Corona-Krise stark belastet. Das zeigt eine Untersuchung von SORA im Auftrag des Momentum Instituts. Jeder zweite Haushalt mit mindestens einem Kind unter 15 Jahren gibt an, stark belastet zu sein, unter Müttern sind es deutlich mehr als unter Vätern.  Für die repräsentative Studie wurden Ende April 524 Eltern von Kindern unter 15 Jahren befragt.

Rekordarbeitslosigkeit und Kurzarbeit wirken sich negativ auf das Familienbudget aus. Davon sind besonders Familien in Arbeiter- und Mittelschicht betroffen. Während in der Arbeiterschicht 23% in Kurzarbeit und 11% arbeitslos sind, sind in der Mittelschicht 22% in Kurzarbeit und 3% arbeitslos, in der oberen Mittelschicht ist niemand arbeitslos und nur 20% in Kurzarbeit. Nach Bildungsstand starke Unterschiede gibt es – wie erwartet – auch in der Home-Office-Nutzung. Unter den Pflichtschulabsolventen muss die Mehrheit wie gewohnt an den Arbeitsplatz.

 Zudem haben Eltern ihre Arbeitszeit im Durchschnitt um fast 10 Stunden reduziert bzw. reduzieren müssen. Frauen reduzierten um ein Drittel, Männer um ein Viertel. „Jeder fünfte befragte Elternteil arbeitet nun häufiger früh morgens, abends oder am Wochenende, jeder Zehnte sogar nachts, um trotz Kinderbetreuung Zeit für Erwerbsarbeit zu finden“, erklärt Barbara Blaha, Leiterin des Momentum Instituts.

 „Zwischen der Betreuungssituation in größeren Städten und auf dem Land zeigen sich dabei signifikante Unterschiede“, erläutert SORA-Experte Daniel Schönherr. Eltern in Städten verbrauchen mehr Urlaubstage, u.a. weil sie seltener familiäre oder Bekanntennetzwerke haben, in die die Kinderbetreuung ausgelagert werden kann (Stichwort: Mehrgenerationenhaushalt).

15% aller Eltern in Doppelverdienerhaushalten müssen ihre Kinder teils unbetreut zu Hause lassen. In Haushalten, in denen beide Elternteile auswärts arbeiten müssen, sagt jede/r Dritte, dass das Kind zumindest einen Teil des Tages alleine zuhause verbringt.

 Rund die Hälfte der Eltern musste Urlaub nehmen, um Kinder zu betreuen, zehn Prozent haben erfolglos um Urlaub gebeten. Jeder Vierte schätzt ein, im Sommer nicht genug Urlaubstage für die Kinderbetreuung zu haben, ebenso viele wissen schlichtweg nicht, wie sie die durchgängige Betreuung der Kinder im Sommer leisten sollen. Fast jeder zweite gibt an, sich keine externe Betreuung im Sommer leisten zu können, in der Arbeiterschicht sind es 59%. Unter Alleinerziehenden sind es sieben von zehn.

 Das Momentum Institut empfiehlt ein Maßnahmenpaket, um Familien zu entlasten: So sollen Betreuungseinrichtungen im Sommer durchgehend geöffnet bleiben, ein Rechtsanspruch auf Corona-Teilzeit mit Lohnausgleich während Schulschließungen eingeführt werden und ein bezahlter Sonderurlaub helfen, die Betreuung im Sommer zu meistern. Nicht zuletzt seien die Bedürfnisse von Kindern und Eltern auch bei einer gesundheitspolitischen Abwägung zu berücksichtigen – gerade im Verhältnis zu anderen Gesellschafts- bzw. Wirtschaftsbereichen.

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