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Gewinn-Inflation: Unternehmen erhöhen Preise stärker als Kosten

Ein Teil des aktuellen Preisanstiegs ist hausgemacht, zeigt eine neue Untersuchung des ökosozialen Momentum Instituts. Unternehmen erhöhten die Preise für ihre heimische Produktion stärker als die hohen Energiepreise. Einige Branchen steigerten damit ihre Gewinne.

Heimische Unternehmen heben die Preise nicht nur wegen gestiegener Kosten für Energie und anderer Vorleistungen an. Sie erhöhten die Preise auch für die heimische Produktion deutlich und steigerten damit ihre Gewinne. Zu ähnlichen Ergebnissen für Deutschland kam kürzlich eine Studie des ifo Dresden. “Unternehmen befeuern die Teuerung, indem sie höhere Gewinnansprüche mittels höherer Preise durchsetzten. Ein Teil der aktuellen Teuerung ist klar eine Gewinn-Inflation“, erklärt Joel Tölgyes, Ökonom am Momentum Institut.

Den höchsten Preisanstieg verzeichnete die Energiewirtschaft (inklusive Bergbau und Wasserversorgung). Sie erhöhten die Preise für ihre Wertschöpfung in den vergangenen drei Jahren um 42 Prozent. Die Land- und Forstwirtschaft steigerte den Preis ihrer heimischen Produktion um 36 Prozent. Danach folgt das Baugewerbe, das zwischen dem 3. Quartal 2019 und dem 3. Quartal 2022 je erzeugter Einheit 34 Prozent mehr verlangt. Der Bereich „Handel, Verkehr, Gastronomie und Beherbergung“ steigerte seine Wertschöpfungs-Preise mit 19 Prozent ebenso stärker als der Preisauftrieb in der Gesamtwirtschaft (12 Prozent).

„Preiserhöhungen aufgrund von gestiegenen Kosten für Vorleistungsprodukte wie etwa importierte Energie werden in der Berechnung bewusst ausgeblendet. Damit fokussieren wir nur auf Preissteigerungen für die eigene Produktion der Unternehmen in Österreich. Die sind Teil der Erzeugerpreisinflation, die sich zeitverzögert in den Preisen für Konsumgüter niederschlägt. Das treibt die Inflationsrate hinauf“, erläutert Tölgyes.

Höchste Preisanstiege in Branchen mit hoher Gewinn-Inflation

Höhere Preise bedeuten in der Regel auch höhere Einnahmen. Ob die zusätzlichen Einnahmen Arbeitnehmer:innen zugutekommen oder den Arbeitgeber:innen als Unternehmensgewinn verbucht werden, ist branchen- und unternehmensabhängig. Gerade in Branchen mit den höchsten Preisanstiegen ist der Beitrag der Gewinne am höchsten. Im Energiebereich fällt die gesamte Preissteigerung den Unternehmensgewinnen zu. In der Landwirtschaft, im Bau und bei „Handel, Verkehr, Gastronomie und Beherbergung“ sind Gewinne für den überwiegenden Teil der Preiserhöhungen verantwortlich. Lediglich in den anderen großen Dienstleistungsbereichen und in der Industrie ist keine Gewinn-Inflation sichtbar, weil die Gewinnstückkosten nur wenig angestiegen oder teils gefallen sind. „Im Windschatten der Energiekrise haben viele Unternehmen die Preise stärker erhöht als durch gestiegene Kosten zu erwarten gewesen wäre. Selbst Branchen, die während Corona großzügige staatliche Subventionen erhielten, verlangen nun deutlich mehr. Noch weitere großflächige Unternehmensförderungen sind daher der falsche Weg. Die Gefahr ist groß, dass neue staatliche Subventionen letztlich in den Unternehmensgewinnen verschwinden“, warnt Tölgyes.

“Gerade in den beiden Branchen, die ihre Preisaufschläge am stärksten erhöht haben, steigt auch der Anteil der Unternehmensgewinne am Einnahmen-Kuchen am stärksten. Wirtschaftshilfen in Krisenzeiten müssen treffsicher sein. Ansonsten droht eine staatliche Gewinnförderung, wie während der Corona-Krise", warnt Tölgyes. Das Momentum Institut empfiehlt, bei staatlichen Unternehmenshilfen auf die wirtschaftliche Situation der Unternehmen Rücksicht zu nehmen. Statt den geplanten Energiekostenzuschuss auszuweiten, müssten krisengebeutelte Unternehmen stärker gezielt unterstützt werden.