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Eurostat: Wirtschaft in Österreich besonders stark eingebrochen
Heute öffnet Österreich nach Monaten Gastronomie, Hotellerie und Kultur. Wirtschaft und Arbeitsmarkt sehnen sich nach einem Aufschwung. Wie dringend dieser nötig wäre, zeigen neue Konjunkturzahlen von Eurostat. Im internationalen Vergleich hat Österreich nämlich auch im ersten Quartal 2021 einen der stärksten wirtschaftlichen Einbrüche verzeichnet. Um 2,7 Prozent sank die reale Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorjahresquartal. Nur Deutschland, Spanien und Portugal schnitten unter den bisher veröffentlichten Ländern schlechter ab. Nord- und osteuropäische Staaten hatten deutlich geringere Einbrüche zu verzeichnen. In Frankreich, der Slowakei und Litauen wuchs die Wirtschaft sogar.
Ähnlich wie bei den Arbeitslosenzahlen empfiehlt sich aber nicht nur der Vergleich mit 2020, sondern mit der Vorkrisensituation. Da sich der Beginn der Pandemie und die ersten Lockdowns bereits in 2020 niederschlagen, hat das Momentum Institut zusätzlich einem Vergleich mit dem ersten Quartal 2019 unterzogen. Der Einbruch der Wirtschaftsleistung erweist sich in der Folge als umso dramatischer. In Österreich schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vorvorjahr um 6,2 Prozent.
Österreich gehört in Europa zu den Ländern mit den höchsten Tourismusanteilen an der Wertschöpfung. Der direkte Beitrag zum BIP betrug 2019 knapp 6 Prozent. Lockdowns und Reisewarnungen machen sich dadurch verstärkt bemerkbar. Für das Vorjahr hat das Momentum Institut errechnet, dass der Tourismus nur für rund ein Viertel des überdurchschnittlichen Wachstumseinbruches verantwortlich war. Ebenso große Anteil können dem Pandemiemanagement und den gesundheitlichen Auswirkungen des Virus zugeschrieben werden. Der Hauptgrund für die schlechten Wachstumszahlen ist jedoch der Einbruch des privaten Konsums durch viele Tage im „harten“ Lockdown. Internationale Vergleichszahl ist hier der von der Universität Oxford errechnete „Strenge-Index“ (Stringency Index). An 38 Tagen betrug dessen Wert in Österreich über 80, was in etwa einem harten Lockdown entspricht. Nur Deutschland (59), Italien (55) und Zypern (50) verbrachten mehr Tage im Lockdown.
„Wir starten damit wirtschaftlich aus einer schlechteren Position heraus in den Aufschwung“, analysiert Oliver Picek, Chefökonom des Momentum Instituts. Die Unternehmensförderungen sind zwar großzügig dotiert, aber nicht treffsicher und führen mitunter gar zur Überförderung einzelner Unternehmen. Für die Absicherung des privaten Konsums wurde hingegen kaum gesorgt.
Die EU stellt den Mitgliedstaaten in Summe rund 750 Milliarden Euro an Mitteln für den grünen und digitalen Wiederaufbau zur Verfügung. Österreich hätte hier die Chance gehabt, sinnvolle Konjunkturmaßnahmen einzuleiten. Stattdessen reichte die Regierung Ende April einen Comeback-Plan ein, welcher lediglich zu vier Prozent aus gänzlich neuen Maßnahmen bestand. Der Rest befindet sich entweder schon in Umsetzung, oder steht im türkis-grünen Regierungsprogramm.
„Österreichs Weg aus der Krise wird steinig sein. Wir sollten nicht sofort den Sparstift ansetzen, sondern das günstige Zinsumfeld nutzen, um uns aus der Krise heraus zu investieren“, sagt Picek.