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Equal Pay: Gleichstellung am Arbeitsmarkt steigert Wirtschaftsleistung um 123 Mrd. Euro

Equal Pay Day: Gleichstellung am Arbeitsmarkt ließe österreichisches BIP um knapp ein Drittel wachsen. Mehr als vier von zehn teilzeitbeschäftigten Frauen arbeiten Teilzeit, weil Betreuungsmöglichkeiten nicht ausreichen. 95 Prozent der 430.000 Menschen, die wegen Betreuungspflichten Teilzeit arbeiten, sind Frauen.

Am 30. Oktober ist Equal Pay Day. Statistisch betrachtet arbeiten Frauen ab Sonntag für das restliche Jahr gratis. Die geringere Entlohnung von Frauen schadet auch der wirtschaftlichen Entwicklung Österreichs. Wären Frauen am Arbeitsmarkt gleichgestellt, würde das österreichische Bruttoinlandsprodukt um knapp ein Drittel wachsen, zeigt eine grafische Auswertung des ökosozialen Momentum Instituts. 

Auch wirtschaftlich würde Österreich von Gleichstellung am Arbeitsmarkt profitieren: Wären Frauen bis 2025 im gleichen Ausmaß wie Männer am Arbeitsmarkt vertreten, würde das Bruttoinlandsprodukt um 123 Milliarden Euro steigen – etwa um ein Drittel im Vergleich zu 2021. Das zeigt eine grafische Auswertung des Momentum Instituts.

Knackpunkt unbezahlte Arbeit

Der Hauptgrund für die große Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen: Frauen, allen voran Mütter, übernehmen in Österreich immer noch den Löwenanteil an unbezahlter Arbeit. Durch unbezahlte Tätigkeiten wie Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen und Hausarbeit sind Frauen oft gezwungen, ihre Erwerbsarbeitszeit zu reduzieren. Arbeiten sie in Teilzeit, geht Frauen ein beträchtlicher Teil des Einkommens und damit auch der Pensionszahlungen verloren. 

Seit letztem Herbst ist der Equal Pay Day um fünf Tage nach vorne gerückt. Hier dürfte sich aber vor allem der geringere Verdienst von Männern aufgrund von Corona-Kurzarbeit oder fehlenden Überstunden zeigen. Nicht berücksichtigt sind außerdem Teilzeitbeschäftigte. Bezieht man auch sie in die Rechnung mit ein, beträgt die Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen satte 36 Prozent. Der tatsächliche Equal Pay Day fiel damit bereits auf den 22. August. „Der Gender Pay Gap schließt sich nur sehr langsam. Machen wir im selben Tempo weiter wie bisher, müssen Frauen noch bis zum Jahr 2362 auf Gleichberechtigung beim Einkommen warten“, warnt Sophie Achleitner.

Wie enorm der Anteil unbezahlter Arbeit von Frauen tatsächlich ist, verdeutlicht eine Analyse des Momentum Instituts der Arbeitszeiten während der Corona-Pandemie. Sie erforderte vor allem für Eltern zusätzliche Betreuungsarbeit, die wiederum großteils von Frauen übernommen wurde. Durch die Reduktion von Erwerbsarbeitszeit und die Aufnahme von unbezahlter Arbeit stattdessen entgingen einer Frau in den Pandemiejahren 2020 und 2021 im Schnitt etwa 38.000 Euro an Einkommen. Hätte man Frauen in Österreich diese unbezahlten Arbeitsstunden bezahlt, hätte ihnen das zusammen – und somit auch der österreichischen Wirtschaftsleistung – etwa 112 Milliarden Euro eingebracht. Die unbezahlten Arbeitsstunden, die Männer im selben Zeitraum leisteten, wären kumuliert mit etwa 57 Milliarden entlohnt worden – etwa die Hälfte des Volumens, das Frauen leisteten. 

„Mit unbezahlter Pflegearbeit lassen wir Frauen nach wie vor im Stich, allen voran bei der Kinderbetreuung. Kurze Öffnungszeiten und fehlende Kinderbetreuungsplätze insbesondere in ländlichen Gebieten, lassen die Teilzeitfalle bei vielen Müttern zuschnappen“, erklärt Sophie Achleitner. Um der Einkommenslücke zwischen Frauen und Männern endlich zu schließen, empfiehlt das Momentum Institut, das kostenlose Kinderbetreuungsangebot mit für Vollzeitarbeit geeigneten Öffnungszeiten flächendeckend auszubauen. Eine verpflichtende Väterkarenz und strengere Kontrollen des Verbots von ungleicher Bezahlung für gleiche Arbeit würden die Gleichstellung am Arbeitsmarkt ebenfalls vorantreiben. 

Unsere ausführliche Analyse zum Equal Pay Day gibt es auf unserer Website.

Ab dem Equal Pay Day (EPD) am 30. Oktober haben Männer in Österreich bereits so viel verdient, wie eine Frau im ganzen Jahr. Berücksichtigt man Teilzeitarbeit, wäre der EPD bereits im August.