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Einkommenslücke bei Pensionen schließt sich erst 2118
Enorme Unterschiede bei den Einkommen erwarten Frauen auch in der Pension. Sie erhalten im Schnitt 38 Prozent weniger Pension als Männer. Das zeigt eine Auswertung des Momentum Instituts anlässlich des morgigen Equal Pension Day. Das ist jener Tag, ab dem Frauen rein rechnerisch im Vergleich zu Männern für den Rest des Jahres keine Pensionszahlungen mehr erhalten. Insbesondere Teilzeitarbeit reduziert Frauenpensionen erheblich.
Der Trend der letzten 25 Jahre verdeutlicht, dass sich der Gender Pension Gap – also die Pensionslücke zwischen Männern und Frauen – von damals 46 Prozent auf heute 38 Prozent nur sehr langsam schließt. „Schleppt sich die Entwicklung im gleichen Tempo wie bisher fort, werden Frauen erst im Jahr 2118 gleich hohe Pensionen beziehen wie Männer. Etwa fünf Generationen an Frauen müssen also noch darauf warten“, sagt Sophie Achleitner, Ökonomin am Momentum Institut. Die Berechnung basiert auf den Medianeinkommen laut der letzten verfügbaren Einkommenssteuer-Daten aus dem Jahr 2020.
Die Ursache für die enormen Unterschiede im Pensionsbezug liegt vor allem in den wesentlich niedrigeren Erwerbseinkommen von Frauen. „Die schlechte Bezahlung von Frauen hat mehrere Gründe. Dazu gehören niedrigere Gehälter in jenen Branchen, die einen hohen Frauenanteil aufweisen. Aber auch längere Teilzeitphasen, vor allem aufgrund mangelnder Kinderbetreuungs-Möglichkeiten, sind Teil des Problems“, kritisiert Achleitner.
Teilzeitphasen senken Pension beträchtlich
Frauen leisten in Österreich den Löwenanteil der unbezahlten Pflege- und Kinderbetreuungsarbeit. Sie reduzieren dafür ihre bezahlte Arbeitszeit. Bereits kurze Teilzeitphasen verringern das Pensionseinkommen deutlich: Drei Jahre Teilzeitarbeit während der Erwerbszeit bedeuten einen Pensions-Verlust von 106 Euro netto pro Monat für eine Frau mit ehemaligem Median-Erwerbseinkommen (ca. 2.900 Euro brutto bei ganzjähriger Beschäftigung). Je länger die Teilzeitdauer, desto höher der Verlust: Bei fünf Jahren Teilzeitarbeit erhöht sich der monatliche Verlust bereits auf 180 Euro netto. Bei 10 Jahren Teilzeit sind es schon knapp 370 Euro, bei 15 Jahren satte 560 Euro, die monatlich beim Pensionseinkommen fehlen. Hat eine Frau etwa 4.000 Euro brutto verdient, verringert sich ihre Pension je nach Teilzeitdauer netto um monatlich zwischen 140 und 760 Euro. Für die Berechnung angenommen wird eine Reduktion der Wochenstunden von 38,5 auf das statistische Teilzeit-Mittel für Frauen von 22,5 Stunden, sowie 40 Jahre Arbeit und 20 Jahre Pension.
„Allen voran das Angebot von ganztägiger Kinderbetreuung entscheidet, ob Frauen weiter Vollzeit arbeiten gehen können – und damit letztendlich auch ihre künftige Pension. Schließt ein Kindergarten früher, sind es immer noch meistens die Mütter, die die Kinderbetreuung für den Rest des Tages übernehmen und dafür ihre Arbeitszeit reduzieren“, so Achleitner.
In ganz Österreich haben nur etwa 40 Prozent der Kindergärten länger als zehn Stunden geöffnet – das ist ungefähr das tägliche Zeitfenster, das Eltern brauchen, um einer Vollzeitbeschäftigung inklusive Wegzeiten nachgehen zu können. Außerhalb Wiens ist derzeit nur jeder fünfte Kindergartenplatz mit einer Vollzeitbeschäftigung vereinbar. „Um die Teilzeitfalle für Frauen zu entschärfen, sollte kostenlose Kinderbetreuung dringend flächendeckend ausgebaut werden“, empfiehlt die Ökonomin. Auch eine verpflichtende Väterkarenz, höhere Bewertung von Kindererziehungs- und Pflegezeiten und eine gerechtere Verteilung der Arbeitszeit – etwa durch eine 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich – könnten helfen, um den Gender Pension Gap möglichst bald zu schließen.
Unsere Berechnungen zum Equal Pension Day im Detail gibt es hier.
Frauen bekommen im Schnitt satte 38 Prozent weniger Pension als Männer. Vor allem lange Teilzeitphasen belasten das spätere Pensionseinkommen enorm.