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Deutscher Mindestlohn kommt: Österreich gerät bei Niedriglöhnen ins Hintertreffen

Ab heute, 1. Oktober, gilt in Deutschland ein Mindestlohn von zwölf Euro brutto je gearbeiteter Stunde. Damit sollen die Löhne von 6,6 Millionen Beschäftigen im deutschen Niedriglohn-Sektor erhöht werden. Auch in Österreich gibt es genügend Menschen, die noch unter zwölf Euro pro Stunde verdienen. Eine:r von dreizehn unselbständig Beschäftigte würde hierzulande von einem Mindestlohn nach deutschem Vorbild profitieren.

Aufgrund der österreichischen Kollektivverträge, die vierzehn statt zwölf Monatsgehälter vorsehen, entspricht der deutsche Mindestlohn umgelegt auf Österreich einem Brutto-Stundenlohn von 10,29 Euro. Rund 305.000 unselbstständig Beschäftigte arbeiten bislang in Österreich zu einem geringeren Stundenlohn in Teilzeit- oder Vollzeitjobs. Selbst mit einem Vollzeitjob mit 40 Stunden pro Woche kommen diese Beschäftigten in Österreich auf ein laufendes Monatsbrutto von unter 1.783 Euro.

Ein Mindestlohn würde etwas mehr Frauen als Männer helfen, aus dem Niedriglohnsektor auszubrechen. Unter den unselbständigen Beschäftigten kommt der Mindestlohn etwa jeder zwölften Frau und jedem 14. Mann zugute. Zwei Drittel der Beschäftigten mit Gehältern unter dem deutschen Mindestlohn arbeiten in Österreich Vollzeit, ein Drittel ist in Teilzeit beschäftigt.

Branchen mit vermeintlichem Arbeitskräftemangel profitieren besonders

Nach Branchen würden allen voran Menschen, die in der Gastronomie, im Einzelhandel oder im Bau arbeiten, auf ein höheres Lohnniveau gehoben. Rund 15 Prozent jener Menschen, die weniger als 10,29 Euro pro Stunde verdienen, arbeiten als Kellner:in oder Köch:in in der Gastronomie oder als Friseur:in. Auch die Arbeit von Verkäufer:innen im Einzelhandel und Reinigungspersonal würde aufgewertet. Sie machen elf bzw. acht Prozent jener Beschäftigten aus, die von einem Mindestlohn nach deutschem Vorbild unmittelbar profitieren würden.

„Ein Teil der ausländischen, aber auch der österreichischen Arbeitnehmer:innen ist hochmobil, etwa im Tourismus. Sie zieht es in Gegenden mit höheren Löhnen. Erhöht Deutschland nun seinen Mindestlohn, werden deutsche Betriebe für Arbeitnehmer attraktiver. Zieht Österreich nicht nach, wird die Personalsuche für österreichische Unternehmen schwieriger“, sagt Jakob Sturn, Arbeitsmarktökonom am Momentum Institut.

Ein Mindestlohn nach deutschem Vorbild würde die Lohnsumme der österreichischen Haushalte um rund 950 Millionen Euro anheben. „Das bedeutet eine nachhaltige Stärkung der Kaufkraft, die höhere Konsumausgaben auslöst und damit die Wirtschaft stützt“, so Sturn.