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Daten belegen massive Überförderung in Gastronomie und Hotellerie
5 von 10 Unternehmen steigerten Gewinn dank Förderungen
Österreichs Gastronomie und Hotellerie wurde mit Corona-Hilfen stark überfördert. Das zeigen aktuelle Auswertungen von COFAG-Daten durch das Momentum Institut. Die sozialliberale Denkfabrik hat erstmals eine quantitative Auswertung von Corona-Unternehmenshilfen in der Branche vorgenommen.
Aus einer Stichprobe von 502 Unternehmen aus Gastronomie und Hotellerie, die mehr als 100.000 Euro von der COFAG erhielten und deren Bilanzdaten bereits vorliegen, konnten 367 im Jahr 2020 einen Gewinn erzielen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen konnten dank der staatlichen Hilfen ausgerechnet im Lockdown-Jahr 2020 ihr Ergebnis im Vergleich zu 2019 verbessern.
„Sinn staatlicher Hilfen wäre gewesen, Betriebe durch die Krise zu tragen und Verluste auszugleichen. Mit Steuergeld steigende Gewinne zu subventionieren, geht eindeutig am Zweck vorbei“, sagt Huber.
Mittels EU-Beihilfentransparenzdatenbank und bereits verfügbarer Jahresabschlüsse wurden Daten von 502 Unternehmen ausgewertet und die Zuschüsse durch die COFAG den im Geschäftsjahr 2020 erzielten Gewinnen oder Verlusten gegenübergestellt. Öffentlich einsehbar sind nur Hilfszahlungen über 100.000 Euro. Um die Auswirkungen beider Lockdowns im Jahr 2020 zu analysieren, gingen nur Unternehmen in die Berechnungen ein, deren Bilanzstichtag frühestens am 31.12.2020 war und über die ausreichende Bilanzdaten vorlagen.
Aufsummiert beträgt die Überförderung bei den betrachteten Unternehmen 103 Millionen Euro. Die für 2020 zuerkannten Zuschüsse der COFAG (COVID-19 Finanzierungsagentur des Bundes) machten 106 Millionen Euro aus. Um lediglich Verluste auszugleichen, hätte ein Bruchteil dieser Zahlungen ausgereicht.
Auf das einzelne Median-Unternehmen bezogen, beträgt der mittlere Zuschuss 204.000 Euro. Für einen Verlustausgleich hätte es lediglich einen Zuschuss von 19.000 Euro gebraucht. Das ergibt für das typische Unternehmen eine Überförderung von 185.000 Euro.
Mehr als jedes zehnte Unternehmen in der Stichprobe hätte sogar auch abzüglich der erhaltenen Zuschüsse seinen Gewinn gesteigert. 16,7 Millionen Euro wurden für 2020 an diese Unternehmen ausbezahlt. „Es flossen im Pandemiejahr 2020 massive Zuschüsse an Unternehmen, die dank dieser Subventionen Profite erzielen konnten. Treffsicher waren die Hilfen nicht”, resümiert Huber.
Dass es vielerorts zu überhöhten Hilfszahlungen gekommen ist, liegt an der Konzeption von Hilfen wie dem Umsatzersatz oder Ausfallsbonus. „Ersetzt wurde immer ein Anteil am Umsatz, ohne auf die tatsächlichen Kosten zu achten“, erklärt Huber. Sinnvoller wäre es zudem, ganze Geschäftsjahre zu betrachten.
Da die von der COFAG ausbezahlten Hilfsgelder erst ab einer Höhe von 100.000 Euro transparent gemacht werden müssen, treffen die Aussagen tendenziell eher auf mittlere und größere Betriebe zu. Keinerlei öffentlich zugängliche Informationen gibt es nach wie vor zur Kurzarbeit auf Unternehmensebene. Diese stellt einen weiteren kostenreduzierenden Faktor dar.
"Überförderungsabgabe" empfohlen
Österreich gab für Unternehmenssubventionen so viel aus wie kein anderes EU-Land, inklusive Kurzarbeit mehr als 15 Mrd. Euro. Das Momentum Institut empfiehlt daher, eine Sondersteuer („Überförderungsabgabe“) zu prüfen. Ziel: zumindest einen Teil der übermäßigen Förderungen wieder in den Staatshaushalt zurückzuführen.