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Bildungs-Report: Frauen gebildeter, verdienen aber weniger

Frauen sind in Österreich zwar höher gebildet, verdienen jedoch bis zu 40 Prozent weniger als Männer mit dem gleichen Bildungsabschluss. Die Lehre ist der häufigste Bildungsabschluss, Berufsschulen erhalten jedoch am wenigsten Geld. Wie Bildung, Einkommen und Geschlecht in Österreich zusammenwirken, hat das Momentum Institut anhand von EU-SILC Daten für Österreich analysiert und im Bildungs-Report des Instituts zusammengefasst.

Bei der Verteilung der Bildungsabschlüsse in Österreich sind deutliche Geschlechterunterschiede erkennbar. Fast doppelt so viele Männer wie Frauen absolvieren eine Lehre. Frauen hingegen schließen häufiger sowohl Matura als auch FH- und Universität ab. Die höheren Bildungsabschlüsse der Frauen spiegeln sich allerdings nicht im Einkommen wider. „Frauen in Österreich schließen häufiger hohe Bildungsgrade ab als Männer – trotzdem verdienen sie weniger, auch wenn sie gleich oder sogar höher gebildet sind“, sagt Sophie Achleitner, Bildungs-Ökonomin am Momentum Institut.

Der sogenannte „Education Gender Pay Gap“ – die Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen bezogen auf den Bildungsabschluss – zieht sich durch alle Ausbildungsgrade. Betrachtet man die mittleren Einkommen, verdienen Frauen mit Matura als höchstem Bildungsabschluss etwa um ein Drittel (34 Prozent) weniger als Männer mit Matura. Am größten ist die Lücke beim Lehrabschluss mit 40 Prozent. Aber auch nach einem Universitäts- oder FH-Abschluss verdienen Frauen etwa 31 Prozent weniger als Männer mit dem gleichen Ausbildungsstand. „Auch Bildungsgrad übergreifend gibt es deutliche Einkommensunterschiede: Ein Mann mit Matura verdient im Schnitt mehr als eine Frau mit Hochschulabschluss. Um den Einkommenslücken entgegenzuwirken, sollte sichergestellt werden, dass gleiche Arbeit auch gleich bezahlt wird“, so Achleitner.

Lehre häufigster höchster Bildungsabschluss, dennoch unterfinanziert

Der Anteil der Menschen mit Hochschulabschluss hat sich seit 1970 auf 14 Prozent verfünffacht. Der Anteil der Menschen mit maximal Pflichtschulabschluss ist hingegen stark zurückgegangen und liegt bei 12 Prozent. Der häufigste höchste Bildungsabschluss in Österreich ist die Lehre. Etwa ein Drittel der 25–64-Jährigen in Österreich hat einen Lehrabschluss als höchsten Bildungsgrad. „An Berufsschulen gehen dennoch nur drei von 100 Bildungs-Euros. An den gesamten Bildungsausgaben gemessen sind Berufsschulen damit jene, die am wenigsten Gelder beziehen“, sagt Achleitner.

Bildung wird in Österreich vererbt

In Österreich dauert es etwa fünf Generationen, bis eine Person aus der niedrigsten Einkommensgruppe in die mittlere aufsteigt. „Grund dafür ist mitunter die Tatsache, dass Bildung in Österreich noch immer sehr stark vererbt wird. Der eigene Bildungsweg und damit auch die Einkommensperspektiven sind abhängig vom sozioökonomischen Hintergrund der Eltern“, erklärt Achleitner. Rund 60 Prozent der Kinder aus Akdemiker:innen-Haushalten schließen selbst ein Hochschulstudium ab. Bei Kindern aus Nicht-Akademiker:innen-Haushalten sind es nur etwa 12 Prozent. „Das österreichische Bildungssystem ist weit entfernt von chancengleich und chancengerecht. Je früher man sozial ausgleichende Maßnahmen setzt, desto wirksamer. Anfangen sollte man bei der Elementarpädagogik, der Ausfinanzierung und dem Ausbau der Kinderbetreuung“, so Achleitner.

Den Bildungs-Report im Detail als PDF zum Download gibt es hier.

Der Bildungsreport des Momentum Instituts gibt in drei Teilen Aufschluss über die Verknüpfung von Bildung, Geschlecht und Einkommen in Österreich.