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ATX-Unternehmen hatten 2020 mehr Töchter in Steuersümpfen

Die Zahl der Tochterfirmen der ATX-Unternehmen in Steuersümpfen ("Steueroasen") hat im Vorjahr zugenommen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der sozialliberalen Denkfabrik Momentum Institut. 2020 verfügten die Konzerne über zumindest 193 Tochterfirmen, legt man die Steuersumpf-Definition der internationalen NGO Oxfam zugrunde. 2019 waren es 190. Auch nach dem Corporate Tax Haven Index (CTHI) des Tax Justice Network halten die Unternehmen deutlich mehr Beteiligungen in Steuersümpfen. Dafür sind allerdings geänderte Definitionen hauptverantwortlich.

"Steuersümpfe gibt es nicht nur in der Karibik, sondern auch in Europa. Der Schaden für die Allgemeinheit, der durch das Verschieben von Gewinnen in Steuersümpfe entsteht, wird nur für Österreich auf mehr als 700 Mio. Euro geschätzt", erklärt Oliver Picek, Chefökonom des Momentum Instituts.

Auch in Niedrigsteuerländern sind Österreichs große Unternehmen weiterhin aktiv. Österreichs ATX-Konzerne besitzen insgesamt 136 Töchter in Niedrigsteuerländern. Diese Töchter liegen in Ländern mit einem nominalen Steuersatz von unter 10%. Bezieht man Länder mit einem Steuersatz bis 15% mit ein, verdoppelt sich die Anzahl der Beteiligungen beinahe. Das hat sich trotz Krise nicht geändert, belegen die Geschäftsberichte von 17 der 20 ATX-Unternehmen.

"Hier wird auch klar, dass eine globale Mindestbesteuerung von 15%, wie momentan von den USA gefordert, durchaus bedeutende Auswirkungen hätte", analysiert Picek.

Job-Abbau trotz hoher Dividenden-Zahlungen

Die Geschäftsberichte der Unternehmen belegen auch, dass 2020 in 12 von 17 ATX-Unternehmen Stellen in Österreich abgebaut wurden. Insgesamt wurden 950 Jobs abgebaut. Im Vergleich dazu stehen rund EUR 4,2 Mrd., die Anteilseigner:innen der ATX-Unternehmen in den Jahren 2020 und 2021 als Dividenden ausgeschüttet bekommen (werden).

Allein im Jahr 2020 zahlten die ATX-Unternehmen gesamt EUR 1,7 Mrd. an ihre Aktionär:innen aus. 16 der 17 Unternehmen haben 2020 oder 2021 Dividenden ausgeschüttet. Für das aktuelle Jahr 2021 sind Dividendenzahlungen von über EUR 2,5 Mrd. vorgesehen oder bereits fixiert. Dazu kommen indirekte Ausschüttungen durch Aktienrückkäufe.

Weitere Informationen auf der Momentum-Website:

Wie gut sind Österreichs ATX-Unternehmen durch die Coronakrise gekommen? Wie viel an Dividenden haben ihre Aktionär:innen erhalten, haben sie Mitarbeiter:innen abgebaut oder Staatshilfen bezogen, haben sie immer noch Töchterfirmen in Steueroasen? Das Momentum Institut analysiert.