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Arbeitsmarktreform: Fokus auf Langzeitarbeitslose und bessere Vermittlung zentral
Die Arbeitslosigkeit in Österreich ist weiterhin rückläufig. Im Mai waren 31.594 Menschen weniger arbeitslos als im Mai 2019, vor der Corona-Krise. Das Risiko, arbeitslos zu werden, ist jedoch nicht ausschließlich abhängig von der wirtschaftlichen Situation im Land. Individuelle Faktoren wie Gesundheitszustand, Art des Arbeitsverhältnisses und Bildungsabschluss haben maßgeblichen Einfluss darauf. Das zeigt eine Analyse des Momentum Instituts.
Wie hoch das individuelle Risiko ist, arbeitslos zu werden, weiß der neue Arbeitslosen-Rechner des Momentum Instituts.
Arbeitsminister Kocher will bis Ende Juni 2022 eine Reform der Arbeitslosenversicherung vorlegen. Wichtig wäre eine verbesserte Existenzsicherung durch höheres Arbeitslosengeld, starker Fokus auf Langzeitarbeitslose, und eine individuellere Betreuung beim AMS, empfiehlt das Momentum Institut in einem neuen Policy Brief.
Der größte Risiko-Faktor für Arbeitslosigkeit ist der Gesundheitszustand. Wer im Alltag durch seine Gesundheit stark eingeschränkt ist, hat ein um rund 17 Prozentpunkte höheres Risiko, arbeitslos zu werden, als Menschen ohne gesundheitliche Einschränkungen. Auch die Art des Arbeitsverhältnisses spielt eine Rolle. Mit einem befristeten Arbeitsvertrag steigt das Risiko für Arbeitslosigkeit um fast zwölf Prozentpunkte im Vergleich zu einem Beschäftigungsverhältnis mit einem unbefristeten Dienstvertrag.
Ein Jobangebot für jeden langzeitarbeitslosen Menschen
Unabhängig von der Ursache für die Arbeitslosigkeit gilt es, betroffene Menschen entsprechend abzusichern, insbesondere langzeitarbeitslose Menschen. Langzeitarbeitslose zählen zu den großen Verlierer:innen der Corona-Pandemie. Noch immer sind in Österreich 129.567 Menschen länger als ein Jahr arbeitslos. Lösen könnte man das Problem der Langzeitarbeitslosigkeit mit einem dauerhaft finanzierten „zweiten“ Arbeitsmarkt. Dieser würde Menschen, denen private Unternehmen keine Chance mehr geben, öffentlich finanzierte Jobs bieten. Zu Beginn sollte er alle Menschen umfassen, die bereits länger als fünf Jahre auf Arbeitssuche oder älter als 55 Jahre sind. Schrittweise könnte er ausgebaut werden auf die notwendige Zahl an Stellen (zwischen 50.000 und 100.000).
Geringfügige Jobs sozialversicherungspflichtig machen
Bis zur dauerhaften Beschäftigung ermöglicht ein geringfügiger Zuverdienst Langzeitarbeitslosen einen rascheren Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. Sinnvoll wäre es, alle geringfügigen Jobs sozialversicherungspflichtig zu machen. So bestünde kein Anreiz für Unternehmen, reguläre Arbeitsverhältnisse mittels einer geringfügigen Anstellung zu umgehen. Voraussetzung dafür ist allerdings eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes, um die Armutsgefährdung unter Arbeitslosen nicht weiter steigen zu lassen.
Individuelle Wünsche der Arbeitslosen beim AMS stärker berücksichtigen
Eine wesentliche Rolle bei der Jobvermittlung spielt die Betreuung von arbeitslosen Menschen durch das AMS. Durch häufigere Termine bei dem/r selben Berater:in entsteht noch mehr persönliche Verbindlichkeit bei der Jobsuche, aber auch weniger Frust auf Seiten der Arbeitslosen. Berater:innen können sich besser auf die individuellen Fähigkeiten der Arbeitssuchenden konzentrieren und passendere Job- oder Weiterbildungsangebote finden.
Darüber hinaus empfiehlt das Momentum Institut, die Rechte von arbeitslosen Menschen beim AMS so auszubauen, dass die Wünsche und Fähigkeiten der Jobsuchenden stärker berücksichtigt und die Jobstandards gehoben werden. Arbeitslosen Menschen könnte einmal im Berufsleben ein Recht auf eine Umschulung in einen neuen Beruf zugestanden werden.
Den ausführlichen Policy Brief zum Thema Arbeitsmarktreform als PDF zum Download gibt es hier.
Das Arbeitslosengeld sollte Menschen während ihrer Jobsuche absichern. Wie das gelingen könnte, zeigt eine neue Analyse des Momentum Instituts.