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Arbeitsmarktreform: Fokus auf Langzeitarbeitslose und bessere Vermittlung zentral

Arbeitsminister Kocher will bis Ende Juni 2022 eine Reform der Arbeitslosenversicherung vorlegen. Wichtig wäre eine verbesserte Existenzsicherung durch höheres Arbeitslosengeld, starker Fokus auf Langzeitarbeitslose, und eine individuellere Betreuung beim AMS, empfiehlt das Momentum Institut in einer neuen Analyse.

Ein Jobangebot für jeden langzeitarbeitslosen Menschen

Langzeitarbeitslose zählen zu den großen Verlierer:innen der Pandemie. Noch immer sind knapp 135.000 Menschen länger als ein Jahr arbeitslos, mehr als vor Corona. Während die Zahl der Arbeitslosen im April 2022 gegenüber April 2019 vor der Krise um 9,4 Prozent sank (ohne Kurzarbeit), stieg jene der Langzeitarbeitslosen seit Pandemiebeginn um 2,5 Prozent.

Lösen könnte man das Problem der Langzeitarbeitslosigkeit mit einem dauerhaft finanzierten „zweiten“ Arbeitsmarkt. Dieser würde Menschen, denen private Unternehmen keine Chance mehr geben, öffentlich finanzierte Jobs bieten. Zu Beginn sollte er alle Menschen umfassen, die bereits länger als fünf Jahre auf Arbeitssuche oder älter als 55 Jahre sind. Schrittweise könnte er ausgebaut werden auf die notwendige Zahl an Stellen (zwischen 50.000 und 100.000).

Geringfügige Jobs sozialversicherungspflichtig machen

Bis zur dauerhaften Beschäftigung ermöglicht ein geringfügiger Zuverdienst Langzeitarbeitslosen einen rascheren Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. Sinnvoll wäre es, alle geringfügigen Jobs sozialversicherungspflichtig zu machen. So besteht kein Anreiz für Unternehmen, reguläre Arbeitsverhältnisse mittels einer geringfügigen Anstellung zu umgehen“, so Jakob Sturn, Ökonom am Momentum Institut. Voraussetzung dafür ist allerdings eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes, um die Armutsgefährdung unter Arbeitslosen nicht weiter steigen zu lassen.

Individuelle Wünsche der Arbeitslosen beim AMS stärker berücksichtigen

Eine wesentliche Rolle bei der Jobvermittlung spielt die Betreuung von arbeitslosen Menschen durch das AMS. Durch häufigere Termine bei dem/r selben Berater:in entsteht noch mehr persönliche Verbindlichkeit bei der Jobsuche, aber auch weniger Frust auf Seiten der Arbeitslosen. Berater:innen können sich besser auf die individuellen Fähigkeiten der Arbeitssuchenden konzentrieren und passendere Job- oder Weiterbildungsangebote finden.

Darüber hinaus empfiehlt das Momentum Institut, die Rechte von arbeitslosen Menschen beim AMS so auszubauen, dass die Wünsche und Fähigkeiten der Jobsuchenden stärker berücksichtigt und die Jobstandards gehoben werden. Arbeitslosen Menschen könnte einmal im Berufsleben ein Recht auf eine Umschulung in einen neuen Beruf zugestanden werden. „Haben arbeitslose Menschen zudem die Möglichkeit, gelegentlich einen unpassenden Kurs abzulehnen, bleibt mehr Zeit einen tatsächlich passenden Job mit einem höheren Lohn zu suchen. Werden kollektivvertraglich falsch eingestufte Jobs erst gar nicht vermittelt und eine mögliche Überzahlung konkret angegeben, kann die Gefahr, dass arbeitslose Menschen aus ihrer Not heraus in prekären Arbeitsverhältnissen landen, eingedämmt werden“, so Sturn. „So können arbeitssuchende Menschen dauerhaft passende Jobs finden.“

Den ausführlichen Policy Brief als PDF zum Download gibt es hier.

Das Arbeitslosengeld sollte Menschen während ihrer Jobsuche absichern. Wie das gelingen könnte, zeigt eine neue Analyse des Momentum Instituts.