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Arbeitslos: Akademiker:innen fühlen sich vom AMS besser behandelt
Österreichs Arbeitslose stellen der Betreuung durch das Arbeitsmarktservice (AMS) ein durchwachsenes Zeugnis aus. Das zeigt der Arbeitslosen-Monitor der sozialliberalen Denkfabrik Momentum Institut. Dabei fühlen sich vor allem jene weniger gut behandelt, die ohnehin schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.
Jeder sechste Arbeitslose gibt an, sich auf Stellen bewerben zu müssen, die nicht den eigenen Interessen und Fähigkeiten entsprechen, jeder dritte stimmt dem zumindest zum Teil zu. Ähnliche Ergebnisse gibt es mit als unpassend empfundenen AMS-Kursen. "Das Arbeitsmarktservice behandelt offenbar nicht alle gleich. Dabei bräuchten vor allem arbeitslose Arbeiter:innen besonders engagierte Unterstützung", kritisiert Barbara Blaha, Leiterin des Momentum Instituts.
Auch beim Einbringen eigener Interessen und Wünsche in die Beratung geben jüngere Arbeitslose deutlich häufiger an, sie könnten ihre Interessen und Wünsche einbringen (73% aller unter 30-jährigen). Unter älteren Arbeitslosen ist der Wert deutlich niedriger: nur 48% aller über 50-Jährigen können eigene Interessen einbringen. Umgekehrt erleben Geringqualifizierte (64%) und Menschen mit Lehrabschluss (39%) häufiger als Akademiker*innen (29%) den Zwang, auch Stellen anzunehmen, die nicht ihren Interessen und Fähigkeiten entsprechen.
Auffällig ist die Verschärfung der Situation für Langzeit-Arbeitslose: Während Arbeitslose in den ersten drei Monaten die Beratung eher positiv erleben, steigt der Anteil an Befragten, die sich für Stellen bewerben müssen, die diesen Wünschen und Interessen nicht mehr entsprechen, mit der Dauer der Arbeitslosigkeit an.
75% aus unteren Schichten beim AMS nur "Nummer im System"
Vor allem Produktions- und Dienstleistungs-ArbeiterInnen fühlen sich vom AMS nicht individuell betreut: 75% aus unteren Schichten sagen: "Für das AMS bin ich nur eine Nummer", bei Arbeitslosen aus oberen Schichten sind es mit 40% deutlich weniger.
Das zeigt auch eine vom SORA-Institut durchgeführte lineare Regression: "Je niedriger Menschen ihre soziale Herkunft und Stellung einschätzen, desto negativer erleben sie auch die Beratung am AMS", erklärt SORA-Experte Daniel Schönherr. Je höher der soziale Status, desto mehr Freiheiten und Mitsprachemöglichkeiten werden Arbeitslosen hingegen gewährt.
Policy-Empfehlungen des Momentum Instituts
Mehr Personal beim AMS, um bessere Betreuung und Beratung der Arbeitslosen zu ermöglichen
Größerer Entscheidungsspielraum in der Auswahl von Kursen und Maßnahmen für die Arbeitslosen selbst, etwa über Wahlmöglichkeiten mit einem "Gutschein"
Möglichkeit, zumindest einmal eine unpassende Weiterbildungsmaßnahme abzulehnen