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Anti-Teuerungspaket unter der Lupe: Untere Einkommen nur vorrübergehend entlastet
Das Teuerungspaket der Regierung entlastet jene Menschen, die besonders von der Teuerung betroffen sind, mit Einmalzahlungen. Allerdings wirkt ihre Unterstützung nur kurzfristig. Das zeigt eine Analyse des Momentum Instituts.
Sofortmaßnahmen stützen niedrigen Einkommen 2022
Mit den Sofortmaßnahmen aus dem Anti-Teuerungspaket schafft es die Bundesregierung, akut Haushalte mit niedrigen Einkommen zu unterstützen. Eine erste Analyse des Momentum Instituts der angekündigten Maßnahmen zeigt, dass Haushalte im untersten Einkommensfünftel im Jahr 2022 durchschnittlich für ihre Mehrausgaben durch die Inflation kompensiert werden. Mehrkosten von 814 Euro im Jahr 2022 stehen Unterstützungszahlungen von 820 Euro gegenüber. In der unteren Mittelschicht – Haushalte im Fünftel mit den zweitniedrigsten Einkommen – gelingt der Ausgleich im Durchschnitt nicht vollständig. Den Haushalten mit den höchsten Einkommen wird immerhin noch die halbe Teuerung ausgeglichen – trotz eines Pro-Kopf Monatseinkommens von rund 4.600 Euro netto im obersten Fünftel. „Die verschiedenen Maßnahmen dieses Pakets wirken so zusammen, dass über alle Einkommensschichten fast gleich viel ausbezahlt wird. Letzten Endes hat die Bundesregierung die Einmalzahlungs-Gießkanne ausgepackt. Weil die eingesetzten Summen so hoch sind, geht es sich im Durchschnitt trotzdem für niedrige Einkommen aus“, erklärt Alexander Huber, Inflations-Ökonom am Momentum Institut.
Mit dem Paket nicht ausreichend kompensiert werden armutsgefährdete Haushalte mit überdurchschnittlich hohen Energiekosten. Rund 100.000 "energiearme" Haushalte gibt es in Österreich, die sich im Durchschnitt auf das Jahr gerechnet Mehrkosten von 1.250 Euro gegenübersehen. „Die Mehrkosten sind mit einer Jahres-Inflation von 6,15 Prozent optimistisch angesetzt. Manche Vorhersagen gehen von sieben Prozent oder mehr aus. Eine Durchschnittsbetrachtung lässt zudem immer auch überdurchschnittlich betroffene Haushalte verschwinden. Sinnvoller wäre gewesen, etwas weniger oben zu verteilen. Die Nettoeinkommen dort reichen aus, um die Teuerung selbst zu stemmen. Das Geld hätte man besser einsetzen können für besonders betroffene Haushalte mit geringen Einkommen“, so Huber.
Einmalzahlungen fallen ab 2023 weg
Eine vorläufige Kostenschätzung zeigt, dass rund 4,9 Milliarden Euro während 2022 oder nachträglich für das Jahr ausbezahlt werden. Insgesamt 4,1 Milliarden davon sind Einmalzahlungen, die im darauffolgenden Jahr 2023 komplett wegfallen. 2023 und 2024 machen Unternehmenszuschüsse den Großteil der Zahlungen aus. Die Kalte Progression ist in der Rechnung nicht berücksichtigt, weil sie im Normalfall ohnehin durch eine Steuerreform 2023 oder 2024 zurückgegeben worden wäre. “Einmalzahlungen bedeuten eine kurze Atempause. Bereits 2023 sind die Hilfen weg, die Preise bleiben aber weiterhin höher als vorher, steigen sogar noch weiter. Die Sozialleistungen anzuheben, hätte nachhaltiger gegen Armut geholfen als die temporär wirkenden Einmalzahlungen“, so Huber.
Das meiste Geld fließt in Einmalzahlungen
Der Großteil des Entlastungspakets fließt 2022 in Einmalzahlungen. Der Teuerungsbonus von 250 Euro macht dabei mit 41 Prozent den größten Anteil aus, für den allein Ausgaben von rund zwei Milliarden Euro im Jahr 2022 anfallen. An zweiter und dritter Stelle stehen der Absetzbetrag von 500 Euro und die Erhöhung des Klimabonus auf 250 Euro, für den sich die Kosten auf 778 Millionen Euro belaufen. Für 2023 und 2024 fixiert sind die Abgabensenkungen für Unternehmen (Unfallversicherung, FLAF).
Die ausführliche Analyse zum Download gibt es hier.
Die Regierung hat im Juni 2022 ein neues Entlastungspaket gegen die Teuerung geschnürt. Die Einmalzahlungen helfen Haushalten mit niedrigen Einkommen, aber nur kurzfristig.