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Acht von zehn Arbeitslosen verloren Job unfreiwillig

Stigmatisierung und psychosomatische Beschwerden häufig; Arbeitslose fühlen sich von Politik nicht vertreten

Acht von zehn Arbeitslosen verloren ihren Job unfreiwillig durch arbeitgeber-seitige Faktoren oder Krankheit. Nur 12 Prozent beendeten ihre letzte Beschäftigung auf eigenen Wunsch. Das zeigt der neue Arbeitslosen-Monitor von SORA im Auftrag des sozialliberalen Momentum Instituts. Für die repräsentative Befragung wurden mehr als 1.200 Arbeitslose und 600 Beschäftigte befragt.

Arbeitslose, die selbst gekündigt haben, sind hingegen zumeist beruflich und finanziell bessergestellt. Bei arbeitslosen Akademiker:innen hat hingegen mehr als die Hälfte entweder selbst gekündigt oder nennt andere Gründe (etwa dass sie nach Ende ihrer Ausbildung keinen Job gefunden hätten). Besonders von Arbeitslosigkeit betroffen sind Arbeiterinnen und Arbeiter in Produktion oder dem Dienstleistungssektor. „Das Risiko arbeitslos zu werden, ist nicht für alle gleich. Der Großteil der Menschen, die arbeitslos sind, waren vorher in Berufen, die schlecht bezahlt und wenig angesehen sind. Wer bereits aus einer so schlechten Position in die Arbeitslosigkeit geschickt wird, rutscht in eine existenziell schwierige Lage“, erläutert Barbara Blaha, Leiterin des Momentum Instituts.

14 Schreiben für ein Bewerbungsgespräch

Nahezu alle Befragten suchen aktiv nach Beschäftigung. Je länger die Arbeitslosigkeit dauert, desto mehr Bewerbungen müssen die Menschen versenden, um eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch zu erhalten. Bereits nach sechs Monaten müssen Arbeitslose im Schnitt 14 Bewerbungen versenden, um auch nur eine Einladung zu erhalten. Das spiegelt sich auch in ihrer Selbstwahrnehmung wider: 8 von 10 Langzeitarbeitslosen schätzen ihre eigenen Einflussmöglichkeiten darauf, einen neuen Job zu finden, als gering ein. „Häufig wird suggeriert, Arbeitslosigkeit sei ein persönliches Versagen. Damit werden aber die wirtschaftlichen und politischen Ursachen für Arbeitslosigkeit weder angesprochen noch gelöst“, sagt Blaha.

Ein weiteres Problem ist die Stigmatisierung. Die Befragung der Beschäftigten zeigt, dass die Anstrengungen von Arbeitslosen, einen Job zu finden, enorm unterschätzt werden. Die finanzielle Lage von Arbeitslosen wird hingegen deutlich überschätzt. Die Stigmatisierung hat Folgen: Knapp 60 Prozent schämen sich für ihre Arbeitslosigkeit so stark, dass sie versuchen zu verheimlichen, dass sie arbeitslos sind. Die Belastung, die Arbeitslosigkeit mit sich bringt, zeigt sich auch bei psychosomatischen Beschwerden, beispielsweise bei depressiven Gedanken: Während 4 Prozent der Beschäftigten darunter leiden, sind es 19 Prozent der Arbeitslosen und 38 Prozent der Langzeitarbeitslosen. Auch von der Politik fühlen sich Arbeitslose kaum vertreten: 69 Prozent der Arbeitslosen sagen, die Politik behandle sie als Menschen zweiter Klasse.

Die ÖkonomInnen des Momentum Instituts empfehlen ein offensives Programm gegen Arbeitslosigkeit, etwa mit öffentlichen Beschäftigungsprogrammen, die gerade gegen Langzeitarbeitslosigkeit effektiv sind. Ein höheres Arbeitslosengeld mit 70% Nettoersatzrate würde zudem Armut verhindern.

Ausführliche Presse-Unterlage:

Arbeitslose Menschen in Österreich leben in prekären ökonomischen Verhältnissen. Seit sie ihren Job verloren haben, müssen 97 Prozent der Befragten mit unter 1.400 Euro netto im Monat auskommen.