6% BIP-Plus durch EU-Corona-Zuschüsse

Modellrechnung zeigt: EU-Hilfen für Süd- und Osteuropa bringen Zusatzwachstum für heimische Wirtschaft

444 Milliarden Euro sieht die EU-Kommission im Rahmen ihres Corona-Hilfspakets (gesamt 750 Milliarden Euro) an nicht rückzahlbaren Zuschüssen vor. Laut dem aktuellen Verteilungsschlüssel gehen davon 405 Milliarden Euro ab 2021 an die einzelnen Mitgliedsstaaten. Sie sollen vor allem nach Süd- und Osteuropa fließen.

Gegen die Vergabe der Gelder als Zuschüsse stemmen sich die "Geizigen Vier" (AT, NL, SWE, DK) unter Führung von Bundeskanzler Kurz. Beim EU-Gipfel am morgigen Freitag, 17. Juli, wird darüber erneut verhandelt.

Österreich profitiert besonders stark

Eine Modellrechnung des Momentum Instituts zeigt, dass ausgerechnet Österreich unter den "Geizigen Vier" am meisten von den 405 Milliarden Euro an Zuschüssen profitieren würde. Über den Zeitraum 2021 bis 2027 könnten sie ein Zusatzwachstum von bis zu 6,1% des BIP generieren.

Fragwürdiger Effekt von Krediten

"Wird die EU-Hilfe in Form von Krediten vergeben, besteht die Gefahr, dass kein zusätzliches Geld in die Wirtschaft fließt, weil diese Mittel nur Kredite ersetzen, welche die Mitgliedsstaaten ansonsten selbst aufgenommen hätten", sagt Oliver Picek, Chefökonom des Momentum Instituts und ergänzt: "Aus volkswirtschaftlicher Sicht wäre das ein Nullsummenspiel."

Der größte Teil des Zusatzwachstums resultiert bei Zuschüssen aus sogenannten „Spillover-Effekten“ aus anderen EU-Ländern, weil die von den Zuschüssen ausgelöste erhöhte wirtschaftliche Aktivität im Ausland auch die Konjunktur in Österreich belebt.

Koordinierte, expansive Budgetpolitik notwendig

„Unsere Analyse zeigt vor allem, wie wichtig eine europäisch koordinierte, expansive Budgetpolitik ist“, erklärt Oliver Picek. “Nur wenn alle Regierungen gemeinsam Maßnahmen setzen, hat das den notwendigen konjunkturellen Effekt im wirtschaftlichen Kampf gegen die Corona-Krise”, so Picek.